«Ich hatte drei Garagen mit 20 Motorrädern – unter anderem eine Harley für 80'000 Franken», sagt Anton S.* Auch Luxus-Ferien standen beim Ex-Trämler jährlich auf dem Programm. Wenn Freunde ihn fragten, wie er sich das leisten könne, antwortete er: «Ich habe im Lotto gewonnen.»
Selbst seine Frau wusste nichts von der kriminellen Ader des ehemaligen Tramchauffeurs. Rund zehn Jahre war S. auf den Basler Tramschienen unterwegs. In den 1990er-Jahren haben ihn die Basler Verkehrsbetriebe (BVB) wegen Rückenproblemen in die Münzwerkstatt versetzt. Dort wo das Münz aus Billettautomaten und Parkuhren gezählt wird, kam sich S. nach eigenen Angaben vor wie «Dagobert Duck im Geldspeicher».
Bis zu 4000 Franken im Monat
Zehn Jahre ging alles gut, doch dann tauchte er ins Münzbad ein. «Ich befand mich alleine im Raum mit dem vielen Münz – pro Tag waren das bis zu 120'000 Franken und ich wusste, dass die Kontrollen lasch sind», sagte S. gestern beim Prozess vor dem Strafgericht.
Bis zu 4000 Franken zwackte er monatlich vom Geld aus den Billett- und Parkscheinautomaten ab, schreibt die «Basler Zeitung». Über die Jahre klaute er sich so rund 360'000 Franken zusammen.
S. hatte eine Lücke im System entdeckt: Beim Entleeren der Parkuhren konnten damals noch keine Belege ausgedruckt werden. Niemand wusste, wie viel Geld tatsächlich in den Automaten steckte.
«Froh, dass sie mich erwischt haben»
Eine neu installierte Überwachungskamera überführte S. im letzten Jahr. Für den Ex-Trämler eine Erlösung: «Ich bin froh, dass sie mich erwischt haben. Die Sache hat mich stark belastet.»
In einem abgekürzten Verfahren erhielt der Ex-Trämler eine bedingte Gefängnisstrafe von zwei Jahren. Daneben muss er die Verfahrenskosten in der Höhe von knapp 18'000 Franken berappen. Der Geldspeicher von Dagobert Duck leert sich langsam. (mad)
* Name geändert