Umstrittene Regel in Therwil BL
Muslimische Schüler müssen Lehrerin nicht die Hand geben

Muslime dürfen gemäss islamischen Rechtsschulen nur die eigene Ehefrau berühren. In Therwil BL dürfen die muslimischen Schüler deshalb der Lehrerin den Händedruck verweigern.
Publiziert: 03.04.2016 um 08:08 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 14:45 Uhr
Schülerin Therwil BL müssen der Lehrerin nicht mehr die Hand geben.
Foto: Keystone

Muslimische Schüler müssen ihrer Lehrerin nicht mehr die Hand geben. Denn im Islam gilt gemäss Rechtsschulen, dass ein Mann nur seine Ehefrau berühren darf. Nach Informationen der Zeitung «Schweiz am Sonntag» diskutieren über dieses Verbot mehrere Gemeinden in Baselland und der Zentralschweiz. 

An der Sekundarschule Therwil BL haben die Behörden bereits entschieden. Dort wurde eine Vereinbarung mit muslimischen Schülern getroffen: Sie müssen der Lehrerin nicht mehr die Hand schütteln. Das habe die Schulleitung bislang nicht kommuniziert und teilte gemäss auf Anfrage der «Schweiz am Sonntag» mit, sie werde am Montag dazu Stellung nehmen. 

Diskriminierung für die Frau

Der Lehrerverein Baselland ist mit dieser neuen Regel nicht einverstanden. «Die von der Schulleitung beschlossene Order liegt nicht auf unserer Linie», sagt Geschäftsleitungsmitglied Isabella Oser zur «Schweiz am Sonntag». Es handle sich um den Bruch einer Tradition und um eine Diskriminierung der Frauen: «Wir wollen nicht ins Mittelalter zurück.»

M. Muhammad Hanel, Mediensprecher der Vereinigung der Islamischen Organisationen in Zürich (VIOZ) nahm in einem Blogeintrag Stellung zur neuen Regelung. «Diese Regelung der höflichen Zurückhaltung gilt nicht für Kinder (Knaben oder Mädchen), sondern für adoleszente Menschen beiderlei Geschlechts. Also für geschlechtsreife junge Frauen und Männer gleichermassen im Hinblick auf das andere Geschlecht.» Es gehe dabei lediglich um den Respekt und um Höflichkeit.

Emine Sariaslan, Präsidentin des Forums für Integration der Migrantinnen und Migranten, gibt ihre Meinung als Privatperson preis. «Die Regeln an einer Schule und überhaupt in unserer Gesellschaft sollten für alle gelten.» Sie erlebe immer wieder, dass muslimische Kinder in einem Loyalitätskonflikt stehen würden, wenn sich die Regeln des Elternhauses von jenen der Schule unterscheiden. Mit Sonderregeln an den Schulen, sei den Kindern aber nicht geholfen. 

Inzwischen seien die Therwiler Schulbehörden an den Kanton gelangt. Die Baselbieter Bildungsdirektion soll jetzt vorschreiben, wie man mit Händedruck-Verweigerern umgeht. Denn nicht nur in Therwil ist dieses Thema ein Problem. Auch in Muttenz BL soll es einen solchen Fall geben. (nbb)

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