Viele Eltern haben Mühe, selbst einfache Einladungen zu Informationsabenden zu verstehen. Manchmal werden Elternbriefe deshalb in wichtige Migranten-Sprachen übersetzt, zum Beispiel in Portugiesisch. Auch sind an gewissen Elternabenden Dolmetscher dabei.
Die Primarschule Hirzbrunnen in Basel geht nun einen neuen Weg: In einem Brief, der BLICK vorliegt, informiert sie, dass sie künftig in Briefen ein einfaches Deutsch verwenden werde. Zusammengesetzte Wörter werden zusätzlich mit einem Zwischenpunkt, einem sogenannten Medio-Punkt, getrennt. Künftig heisst es Lehr·personen anstatt Lehrpersonen oder Stand·ort anstatt Standort. In den Briefen sollen zudem nur noch die wichtigsten Infos Erwähnung finden. Auch wird pro Zeile nur ein Satz verwendet. So sollen Migranten und bildungsferne Eltern nicht überfordert werden. Diesen Sprach-Coup hätten zehn Lehrer während zwei Jahren in einer Arbeitsgruppe ausgearbeitet.
Nicht bei allen Eltern kommt dies gut an: «Das ist eine Verfälschung der deutschen Sprache. Die Schüler müssen schliesslich auch korrektes Deutsch lernen», so ein Vater von zwei Primarschülern, die das Schulhaus Hirzbrunnen besuchen.
Umgesetzt wurde die Idee vom Büro für leichte Sprache Basel. Übersetzerin Cornelia Kabus (50) sagt, es werde zwischen einfacher und leichter Sprache – die noch viel simpler ist – unterschieden.
«Die einfache Sprache orientiert sich an der Umgangssprache. Sie richtet sich an ältere Menschen und Migranten sowie Menschen mit Lernschwierigkeiten.» Die leichte Sprache, mit dem Medio-Punkt, richte sich eigentlich an Menschen mit einer Behinderung. Die Grenzen seien allerdings fliessend.
Die vereinfachte Sprache sei ein erster Versuch in Basel, sagt Simon Thiriet (36), Leiter Kommunikation Erziehungsdepartement Basel Stadt. «Gerade für jemanden, der Deutsch als Muttersprache hat, ist dies zugegebenermassen gewöhnungsbedürftig.»
Das Beispiel aus Basel werde Schule machen, sagt Beat Zemp (62), oberster Schweizer Lehrer. «In Elternbriefen wird immer mehr eine einfache Sprache verwendet.» Die korrekte Sprache dürfe dabei nicht leiden. «Schreibweisen im Duden gelten auch für die Behörden», so Zemp.