Das Basler Münster schliesst vorläufig wegen aggressiver Touristen am Wochenende. Unter anderem hat ein Besucher einen Mitarbeiter verletzt. Die Kirche erstattete Anzeige, wie ein Sprecher am Donnerstag gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA bestätigte.
Dieser Vorfall habe sich aber im Herbst ereignet, noch vor dem Weihnachtsmarkt. Der Mitarbeiter sei leicht verletzt worden und habe ein Spital aufsuchen müssen, sagte der Mediensprecher weiter.
Zunehmend «verbale und körperliche Auseinandersetzungen»
Allgemein ist es gemäss einer Medienmitteilung der evangelisch-reformierten Kirche vermehrt zu Zwischenfällen gekommen. Der Besucherstrom habe sich während des Weihnachtsmarkts erheblich erhöht und damit auch die Anzahl Gäste, die sich nicht an die Regeln halten.
Die Mitarbeitenden wie auch zahlreiche Freiwillige sähen sich zunehmend in «verbale und körperliche Auseinandersetzungen» verwickelt, lässt sich Münsterpfarrerin Caroline Schröder-Field zitieren.
«Wir können die Sicherheit unserer Mitarbeitenden nicht mehr garantieren und müssen deshalb die Notbremse ziehen», schreibt Schröder-Field. Daher schliesst das Gotteshaus an Samstagen und Sonntagen während der Adventszeit. Für Gottesdienste, Vespern und kulturelle Veranstaltungen bleibt das Münster geöffnet, wie es im Communiqué der evangelisch-reformierten Kirche heisst.
Oft kippt die Stimmung
Die Verhaltensregeln in der Kirche entsprechen denjenigen eines Museums, sprich Hunde, Essen, Getränke, lautstarkes Telefonieren und Musikhören sind nicht gestattet. Zudem gibt es kein Sightseeing während Gottesdiensten oder Gebeten.
«Doch was für Museen respektiert wird, ist offenbar für eine offene Kirche nicht selbstverständlich», bedauert die Münsterpfarrerin. Oft kippe die Stimmung. Die Touristinnen und Touristen sähen sich im Recht und wollten ihren Besuch durchsetzen, weil sie nun einmal gerade jetzt hier seien, heisst es weiter.
Der Zugang zum Münster ist kostenlos. Ob die Kirche angesichts der steigenden Anzahl Gäste - gerade während des Weihnachtsmarktes und voraussichtlich nächstes Jahr während des Eurovision Song Contest - die Eintritte beschränken oder berappen wird, ist offen.
Dies sei eine grundsätzliche Frage, mit der sich die Kirche jetzt befassen müsse, sagte der Kirchen-Sprecher gegenüber Keystone-SDA. Antworten oder Lösungen gebe es dafür noch nicht.
Die besagten Vorfälle waren dem Verein Basel Tourismus bislang nicht bekannt, wie Direktorin Letizia Elia gegenüber Keystone-SDA sagte. Auch sonst seien bei ihr bis anhin keine solchen Zwischenfälle im Zusammenhang mit dem Münster oder allgemein mit dem Tourismus in Basel gemeldet worden.
Basel Tourismus habe aber bereits darauf reagiert und die Guides der Stadttouren darüber informiert. «Es ist uns sehr wichtig, dass der Tourismus im Einklang mit der lokalen Bevölkerung steht», sagte Elia. «Wir werden der Sache nachgehen und das Gespräch mit der evangelisch-reformierten Kirche suchen», sagte die Direktorin weiter.