Teure Autos, edle Uhren, Massanzüge. Im Internet markierte S. B.* gerne den Mann von Welt, prahlte von Luxus-Reisen nach Monaco und Spritztouren im Lamborghini. In Wahrheit lebte der damals 16-Jährige bei seinem Vater in einem Reiheneinfamilienhaus in einfachen Verhältnissen.
Im vergangenen Jahr erlangte der Möchtegern-Jetsetter mit einer irren Aktion schliesslich auch über die Online-Welt hinaus Bekanntheit: Am 24. April platzierte er mit seiner damals 18-jährigen Freundin beim Tinguely-Brunnen auf dem Theaterplatz in Basel einen mit Kabeln und Klebeband ausgestatteten Koffer.
Als der Koffer entdeckt wurde, sperrte die Polizei das betroffene Gebiet weiträumig ab. Während Stunden war die Innenstadt rund um den Theaterplatz gesperrt. Erst drei Tage später erfuhr die Öffentlichkeit, dass es sich um eine Bombenattrappe gehandelt hatte.
«Es war ein letzter Hilfeschrei»
Ende des letzten Jahres wurde B. wegen «Schreckung der Bevölkerung und falschen Alarms» verurteilt und in der Jugendforensik der Universitären Psychiatrischen Klinik stationär untergebracht.
Jetzt, fast eineinhalb Jahre nach der Tat, äussert sich der mittlerweile volljährige Basler erstmals zu seinem Motiv. Angesichts der vielen Unwahrheiten, die über ihn verbreitet wurden, fühlt sich B. missverstanden: Die falsche Bombe sei kein Lausbuben-Streich gewesen, sondern vielmehr ein letzter Hilfeschrei, sagt er gegenüber «20 Minuten».
Depressionen und Selbstmordgedanken
Er leide seit seinem elften Lebensjahr unter Depressionen. Weder Familie noch Freunden habe er sich anvertrauen können. Selbstmordgedanken hätten sein Leben dominiert. Ein normaler Alltag sei in diesem Zustand nicht mehr möglich gewesen.
Dann sei ihm die Idee mit der Bombe gekommen: «Eigentlich wollte ich bloss gehört werden», sagt B. «Ich wusste, man würde mich finden und mir helfen.» Heute bereue er seine Tat fürchterlich. «Mich plagt täglich das schlechte Gewissen, weil ich so dumm war.»
Fahrrad statt Sportschlitten
Zurzeit mache er ein Praktikum in einer Velowerkstatt eines Bekannten und arbeite dort fünf Tage die Woche. «Bis ich eine Lehrstelle gefunden habe, will ich da auch bleiben». Nach wie vor müsse er aber zwei Mal wöchentlich zu einer Therapeutin.
Den Aufenthalt auf der Station bezeichnet er als «Affentheater». Er habe den grössten Teil seines Tages auf seinem Zimmer verbracht. «Am Abend durften wir 2,5 Stunden TV schauen», erzählt er «20 Minuten».
Auch dort habe immer wieder mit dem Gedanken gespielt, sich das Leben zu nehmen. Geöffnet und sich seinen Problemen gestellt habe er sich aber nie. (gr)
*Name der Redaktion bekannt