Die Basler Grossrätin Lea Steinle (31) darf sich seit zwei Monaten stolz Mutter nennen. Die Politikerin der Grünen Partei nahm das Neugeborene am Mittwoch zur Parlamentsdebatte mit, was jedoch dem CVP-Grossrat und Ratspräsident Remo Gallacchi (50) nicht passte: Er warf Steinle, die ihren Nachwuchs im Tragtuch vor der Brust bei sich hatte, aus dem Saal. Steinle wollte in diesem Moment an einer Parlaments-Abstimmung teilnehmen.
Die ungewöhnliche Familienpolitik des CVP-Mannes kam nicht überall gut an. Wie die «BZ Basel» berichtet, kam es zu wütenden Zwischenrufen. Gallacchi selbst blieb zunächst hart: «Wir Parlamentarier sind hier im Saal grundsätzlich unter uns.»
Grüne kritisiert «Diskriminierung»
Es folgte ein Tumult, die SP stellte einen Ordnungsantrag. Die Sitzung musste gar für rund fünf Minuten unterbrochen werden. Die lohnten sich, zumindest aus der Sicht der grünen Parlamentarierin: Gallacchi zog seinen Rauswurf zurück. Er wolle die rechtlichen Grundlagen abklären.
Drei Stunden später war die Aufregung verraucht, und der Ratspräsident streute via Twitter Asche über sein Haupt: «Der Entscheid war ungeschickt. Bis zur nächsten Grossratssitzung wird das Ratsbüro eine pragmatische Lösung erarbeiten.»
Steinle zeigte sich gegenüber der «BZ Basel» empört. Ihr sei als gewählter Volksvertreterin das Recht verwehrt worden, im Saal abzustimmen. Das sei diskriminierend – auch junge Mütter müssten die Möglichkeit haben, im Parlament Einsitz zu nehmen. (pma)