Stefan G. (44) klaute Federn im Wert von 6 Mio. Franken
Dieser Vogel steht heute vor Gericht

Er gab sich als Wissenschaftler aus, der ausgestopfte Raubvögel fotografieren will. Kaum allein, rupfte Stefan G. die wertvollen Exponate. Der Schaden ist gigantisch. Jetzt steht er in Basel vor Gericht.
Publiziert: 03.07.2017 um 00:05 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 04:04 Uhr
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Stefan G. klaute Federn in Museen.
Foto: zVg
Beat Michel

Der Bauverwalter Stefan G. (44) war süchtig nach Vögeln. Der zweifache Familienvater sammelte zwanghaft Federn von seltenen Greifvögeln. Ab 2002 waren ihm die auf legalem Weg erhältlichen Exponate nicht mehr genug. Er wollte auch die Federn von extrem seltenen und exotischen Raubvögeln. Und begann sie deshalb in Naturhistorischen Museen zu stehlen (BLICK berichtete).

Dienstag und Mittwoch muss sich der zweifache Familienvater vor dem Strafgericht Basel-Stadt für seine verbotene Leidenschaft verantworten. Die Liste der aus seiner Sammlung beschlagnahmten Exponate ist 68 Seiten lang. Die Anklageschrift verrät: Stefan G. hat 17'250 Federn geklaut! Der verursachte Schaden beträgt mindestens 5'988'693 Franken.

Federdieb täuschte Verantwortliche

Von der rücksichtslosen Sammelsucht sind in der Schweiz die Naturhistorischen Museen Basel (2006) und Neuenburg (2012) betroffen. Doch Stefan G. war international unterwegs und bestahl auch das Staatliche Museum für Naturkunde in Stuttgart (2007), die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Frankfurt am Main (2007, 2008, 2009, 2010), das Naturhistorische Museum in Wien (2011), die Zoologische Staatssammlung in München (2010, 2012) und das Museum für Naturkunde in Berlin (2011, 2012).

Laut Anklageschrift ging der Federdieb immer gleich vor. Er täuschte den Verantwortlichen der Ornithologie-Abteilungen vor, dass er an einem Forschungsprojekt arbeite. Er schreibe an einem Buch. Oder arbeite an einer Homepage. Er erschlich sich durch seine grosse Fachkompetenz ihr Vertrauen und erhielt schnell Zugang zu den meist eingeschlossenen und klimatisierten Räumen mit den ausgestopften Raubvögeln.

Rabiates Vorgehen

Kaum unbeaufsichtigt, suchte er gezielt die seltensten Tiere und entriss ihnen Federn und ganze Flügel. Die beschädigten Bälge legte er mit der kaputten Seite nach unten zurück. Die Federn schmuggelte er unter den Kleidern aus den Museen.

Wie die Untersuchungsbehörden schreiben, ging der Beschuldigte rabiat vor. Er beschädigte unzählige Ausstellungsstücke von unschätzbarem wissenschaftlichen und historischen Wert. Manche der zerstörten Raubvögel seien mittlerweile ausgestorben und wurden mehrere Hundert Jahre vorsichtig aufbewahrt und gepflegt.

Aufgeflogen in Frankfurt am Main

Aufgeflogen ist der federsüchtige Stefan G. gegen Ende 2012. Der Kurator des Museums für Naturkunde in Berlin, Pascal Eckhoff, versandte eine Warnmeldung an die anderen Naturkundemuseen. In Frankfurt am Main flog Stefan G. auf.

Im Januar 2013 sagte Stefan G. im BLICK noch, er habe nicht aus Habgier gehandelt, er habe die Federn nicht verkauft. Über die beschlagnahmte Sammlung sagte er, es seien etwas über 100 Federsätze gewesen. Jetzt ist klar: Es ist alles viel schlimmer. Stefan G. will jetzt nichts mehr dazu sagen.

Die Frage ist jetzt: Muss dieser Vogel in den Käfig?

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