Ruben Graupner (20) erinnert sich nur noch bruchstückhaft an jene Fasnachtsparty im Februar, die sein Leben für immer veränderte. Doch die Bilder in seinem Kopf genügen, um ihm die Tränen in die Augen zu treiben.
Es passiert am 17. Februar. Graupner besucht mit seiner Freundin und ein paar Kollegen ein Fasnachtsfest in der alten Turnhalle in Birsfelden BL. Vor dem Eingang pöbeln ihn drei Männer und eine Frau an – er wehrt sich.
Dann geht alles ganz schnell. Einer der Männer geht auf Graupner los, wirft ihn zu Boden. Er packt ihn am Hinterkopf und schlägt sein Gesicht mehrmals gegen den Randstein. Ruben verliert das Bewusstsein. So beschrieb seine damalige Freundin den Vorfall gegenüber BLICK.
Augenverletzung ist nicht heilbar
Heute steht der 20-Jährige zum ersten Mal wieder auf dem Trottoir vor der Halle, auf dem er damals blutend lag. Zwei Narben am rechten Auge und eine Schwellung an der Wange zeugen von der Brutalität der Attacke.
Die wuchtigen Schläge gegen Graupners Schädel entstellten ihn: Augenhöhle, Wangenknochen und Nase waren gebrochen – zudem erlitt er eine Augenerschütterung. Nach einer mehrstündigen Operation gelang es den Ärzten, sein Gesicht zu rekonstruieren.
Machtlos sind sie bei der Augenverletzung. Der junge Mann sieht alles doppelt. Auch heute noch. «Mein Arzt erklärte mir, dass das wohl für den Rest meines Lebens so bleiben wird», sagt er verzweifelt. Fast täglich habe er deshalb starke Kopfschmerzen.
«Ich weiss nicht, ob ich je wieder arbeiten kann»
Zurzeit ist Graupner daher arbeitsunfähig. Er absolvierte eine Lehre als Metallbauer. Noch knapp eineinhalb Jahre hätte es gedauert, bis er seinen Abschluss machen wollte. «Nun weiss ich nicht einmal, ob ich je wieder in diesem Beruf arbeiten kann», sagt Graupner bedrückt.
Sein Arzt habe ihn nun in einer Sehschule angemeldet. Dort solle er lernen, mit den Doppelbildern im Alltag umzugehen. Zu den Terminen im Spital geht er allein. Seit der Attacke, sagt Graupner, habe er sich zurückgezogen, die Beziehung zu seiner Freundin ist zerbrochen. «Im Moment möchte ich nur allein sein.»
Befragungen gaben keine Hinweise zum Täter
Die Staatsanwaltschaft Baselland ermittelt mittlerweile seit zwei Monaten. Man habe bereits mehrere Befragungen durchgeführt, sagt Nico Buschauer, Sprecher der Staatsanwaltschaft, zu BLICK. Bisher jedoch erfolglos. Es gebe noch keine Hinweise auf die Täterschaft. Für Graupner ist das schwer zu ertragen: «Mein Leben ist zerstört, und der läuft immer noch frei herum.»
Er hat sich deshalb die Unterstützung eines Anwalts geholt. «Das gibt mir ein bisschen Hoffnung», sagt er. Hoffnung auf Gerechtigkeit, falls der Täter irgendwann geschnappt wird. Es wäre ein kleiner Trost: Seine Beziehung, sein Sehvermögen, sein altes Leben – das alles hat er in den wenigen Sekunden vor der Turnhalle verloren.