Über 25 Kilometer auf der falschen Spur
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Geisterfahrer in Lörrach:Über 25 Kilometer auf der falschen Spur

Schweizer Notarzt leistete Erste Hilfe beim Horror-Crash in Lörrach (D)
«Der Geisterfahrer wirkte sehr verwirrt»

Fast 25 Kilometer fuhr ein Geisterfahrer (79) über die deutsche Autobahn. Seine Irrsinnsfahrt endete in einem Unfall. Ein Schweizer (49) wurde dabei schwer verletzt. BLICK sprach mit dem Notarzt, der den Mann versorgte.
Publiziert: 18.12.2019 um 13:24 Uhr
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Aktualisiert: 18.12.2019 um 13:36 Uhr
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Das Schweizer Auto wurde schwer beschädigt und eingedrückt.
Foto: Kamera24
Johannes Hillig

Montag, kurz nach 20 Uhr: Notarzt Farid El Miniawy (42) hat seine Schicht beendet, ist auf dem Weg nach Hause, als er im Radio die Eilmeldung hört: «Achtung, Geisterfahrer auf der A5 Richtung Basel». Er drosselt sein Tempo, versucht andere Autofahrer mit Lichtzeichen und Handbewegungen zu warnen. Es nützt nichts. Die Irrsinnsfahrt eines Deutschen (79) endet bei Bad Bellingen (D) in einem Unfall. (BLICK berichtete)

Besonders schlimm erwischt es einen weissen Seat mit Zürcher Kennzeichen. Der Fahrer (49) wird schwer verletzt im Wagen eingeklemmt. Farid El Miniawy hält sofort an, schnappt sich seinen Notfallrucksack und rennt zum demolierten Seat. «Der Patient war ansprechbar, doch er musste so schnell wie möglich aus dem Wrack geholt werden. Sonst hätte er wohl reanimiert werden müssen», sagt der Mediziner zu BLICK. Er ist zum Glück nicht allein. Polizei und Feuerwehr sind ebenfalls schon da.

Geisterfahrer konnte sich das nicht erklären

Viel Zeit haben die Rettungskräfte nicht. Der Zustand des Mannes ist kritisch. Die Feuerwehr schneidet das Autodach auf, um den Schwerverletzten zu bergen. Gemeinsam mit einer Ärztin, die ebenfalls in der Nähe war, versorgt El Miniawy den Mann. So lange bis der Helikopter landet und ihn ins Universitätsspital Basel bringt.

Während der Schweizer bei dem Unfall schwer verletzt wird, bleibt der Geisterfahrer unverletzt. Wieso der Deutsche fast 25 Kilometer in die falsche Richtung fuhr und nicht anhielt, selbst als die Polizei mit Blaulicht hinter ihm herfuhr, ist noch unklar. Die Ermittler schliessen einen Suizid-Versuch aus. Auf El Miniawy machte der 79-Jährige aber keinen guten Eindruck. «Er wirkte sehr verwirrt. Bei der Befragung meinte er, dass er sich das Ganze auch nicht erklären könne und nicht wüsste, wie er dahin gekommen sei.»

Horror-Crash hätte verhindert werden können

Es ist nicht der erste Geisterfahrer-Unfall, den der Mediziner erleben musste. Für ihn ist klar: Diesen Crash hätte man verhindern können. «Rettungskräfte, die privat unterwegs sind, sollten in solchen Situationen mit Blaulicht fahren dürfen. Ich hätte so den Verkehr hinter mir drosseln und abbremsen können.»

Es sei zwar im Radio vor dem Falschfahrer gewarnt worden, doch das hätten wohl nicht alle mitbekommen. «Andere Lenker überholten trotz der Warnmeldung», berichtet er. In Deutschland sind solche Blaulicht-Einsätze teilweise erlaubt. So zum Beispiel im Bundesland Hessen. Hier dürfen Rettungskräfte selbst mit ihrem Privatwagen das Blaulicht und sogar Martinshorn verwenden. So etwas wünscht sich El Miniawy auch für die Schweiz. Damit eine Geisterfahrt nicht mehr mit einem Horror-Unfall endet.


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