Am letzten Wochenende machte ein Pulk von Taxifahrern in Basel Jagd auf Konkurrenten des Online-Fahrdienstes Uber. SonntagsBlick wurde ein Video zugespielt, das erstmals zeigt, was genau geschah. Aufgenommen hat es ein Uber-Fahrer, der anonym bleiben möchte, denn er hat Angst. Im Interview mit SonntagsBlick erzählt er, wie er die Wildwest-Aktion erlebte: «Ich hatte gar niemanden im Auto, war nicht als Uber-Fahrer unterwegs. Sie hielten einfach den Wagen an, schauten auf dem Handy Fotos an. Dann rief einer: ‹Das ist ein Uber-Fahrer!›»
Hier setzt das Video ein, furchteinflössende Szenen sind zu sehen: Die Taxifahrer johlen, zeigen dem Uber-Konkurrenten den Mittelfinger, hindern ihn am Wegfahren. Einer schlägt auf die Seitenscheibe ein. Dann gelingt es dem Uber-Fahrer zu entkommen.
Für Anwälte, die SonntagsBlick kontaktierte, handelt es sich möglicherweise um einen Fall von Nötigung, ist also strafbar. Anzeige erstatten will der Uber-Chauffeur dennoch nicht – aus Furcht vor Konsequenzen. Kollegen von ihm hatten weniger Glück. Drei Uber-Fahrer, die ebenfalls von Täxelern festgehalten worden waren, erhielten in der Zwischenzeit Anzeigen von der Basler Polizei: Sie sollen ohne Bewilligung Personen transportiert haben.
Uber ist besorgt
Taxifahrerin Cindy Schütz agiert als Sprecherin für die Täxeler. Sie hat die Szene am vergangenen Wochenende miterlebt – an jenem Abend war sie Teil des Mobs. «Die Chauffeure sind hässig. Da haben ein paar Kollegen überreagiert», räumt sie ein. Man habe niemandem etwas zuleide tun wollen. Sie und ihre Taxikollegen hätten sogar den Basler Bau- und Verkehrsdirektor Hanspeter Wessels (54) über die geplante Aktion verständigt.
Die Basler Polizei dementiert vehement, dass man im Voraus von der Aktion gewusst habe. Oder – wie der Uber-Fahrer vermutet – sie sogar gedeckt habe. «Drei Polizisten gingen zu den Taxifahrern und wiesen diese mit deutlichen Worten an, diese Art von Aktion umgehend zu beenden», schreibt ein Informationsbeauftragter. Anzeigen aber habe es an dem Abend nicht gegeben.
Erstmals äussert sich nun auch Uber: «Wir beobachten die Ereignisse in Basel mit Sorge. Die Fahrer sind Bürger wie Sie und ich. Wir vertrauen auf die Polizei, dass sie diese genauso schützt wie alle anderen auch», schreibt das Unternehmen.
Stinkbomben-Attacken waren bereits geplant
Am letzten Donnerstag trafen sich die Basler Taxifahrer in Birsfelden BL, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Mit am Tisch sassen Berufskollegen aus Zürich. Dort versuchten Taxifahrer in der Nacht auf Freitag unweit des Nachtclubs Kaufleuten, eine Aktion nach Basler Vorbild durchzuführen – allerdings weit weniger aggressiv. Die Polizei beendete das Treiben rasch.
In Birsfelden beschlossen die Basler Taxifahrer auch, den Ball vorerst flach zu halten, um politische Vorstösse des SP-Politikers Pascal Pfister (40) gegen Uber im Basler Parlament nicht zu gefährden. Ursprünglich geplant waren Stinkbomben-Attacken auf Uber-Autos.
Weil Uber generell günstiger ist als herkömmliche Taxis, werden Uber-Fahrer von Taxi-Chauffeuren massiv angefeindet. Ausser in Basel arbeitet der US-Fahrdienst Uber auch in Zürich und Genf. Das Geschäftsmodell ist umstritten: Uber bringt über eine Smartphone-App Chauffeure und Passagiere zusammen und argumentiert, man sei bloss Vermittler. Die Fahrer handelten als selbständige Unternehmer.
Taxi- gegen Uber-Fahrer. Ein Kampf zwischen der analogen Welt gegen die New Economy. Dies ist ein Überbegriff für Internet-basierte Firmen, die Dienstleistungen anbieten: Seien dies ausländische wie Zalando, Netflix, Airbnb, oder Schweizer wie LeShop und Mobility. Sie arbeiten an der «Disruption» – das bedeutet, dass man herkömmliche Geschäftsmodelle mittels Technologie völlig umkrempelt.
Dass sich die Menschen aus Existenzängsten heraus gegen technologisch hoch gerüstete Konkurrenten wenden, ist kein neues Phänomen. Das berühmteste Beispiel aus der Schweiz ist der Brand von Uster. Am 22. November 1832 zogen Heimweber aus dem Zürcher Oberland nach Uster ZH. Sie protestierten dagegen, dass die Zürcher Regierung kein Verbot für Webstühle in die Verfassung schrieb.
Zwei Jahre zuvor hatten die «Tüchler» noch dabei geholfen, die konservative Zürcher Regierung zu stürzen. Sie fühlten sich von den neuen Machthabern verschaukelt. Denn die neuartigen Webstühle waren viel produktiver und frassen ihre Einkommen auf. Mit dem Steinwurf eines Webers begann der Aufstand gegen die Mechan. Spinnerei und Weberei Corrodi & Pfister. Kurz darauf brannte die ganze Fabrik.
Das Ereignis löste grosse Bestürzung aus. 75 Personen wurden verhaftet und teilweise zu langjährigen Strafen in Ketten verdonnert.
Taxi- gegen Uber-Fahrer. Ein Kampf zwischen der analogen Welt gegen die New Economy. Dies ist ein Überbegriff für Internet-basierte Firmen, die Dienstleistungen anbieten: Seien dies ausländische wie Zalando, Netflix, Airbnb, oder Schweizer wie LeShop und Mobility. Sie arbeiten an der «Disruption» – das bedeutet, dass man herkömmliche Geschäftsmodelle mittels Technologie völlig umkrempelt.
Dass sich die Menschen aus Existenzängsten heraus gegen technologisch hoch gerüstete Konkurrenten wenden, ist kein neues Phänomen. Das berühmteste Beispiel aus der Schweiz ist der Brand von Uster. Am 22. November 1832 zogen Heimweber aus dem Zürcher Oberland nach Uster ZH. Sie protestierten dagegen, dass die Zürcher Regierung kein Verbot für Webstühle in die Verfassung schrieb.
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