«Wir mussten uns zusammenreissen»
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Eltern des erstochenen Ilias:«Wir mussten uns zusammenreissen»

Richterin lässt Ilias-Mörderin Alice F. (76) verwahren
«Sie haben das Kind abgestochen wie ein Lamm»

Am Dienstag fiel das Urteil gegen die Mörderin von Ilias (†7): Alice F. (76) wird verwahrt. Für die Eltern des Opfers war ihr bizarrer Auftritt vor Gericht schier unerträglich, sagten sie nach dem Urteilsspruch zu BLICK.
Publiziert: 11.08.2020 um 21:08 Uhr
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Die Möderin Alice F. wird verwahrt. Das entschied das Basler Strafgericht am Dienstag.
Foto: Blick
Michael Sahli

Die Mörderin von Ilias (†7) wird verwahrt. Das Basler Strafgericht verurteilte Alice F.* (76) am Dienstag wegen Mordes. Sie tötete den Schüler eiskalt. Ein Zufallsopfer. «Sie haben das Kind kaltblütig abgestochen wie ein Lamm», sagte die Richterin direkt ins Gesicht der Mörderin.

Die Eltern von Ilias sind grundsätzlich zufrieden mit dem Urteil, wie sie gegenüber BLICK nach dem Prozess erklären. Aber: Der bizarre Auftritt der Mörderin vor Gericht hat sie erschüttert.

Tötete den Buben, um auf sich aufmerksam zu machen

Visar** (33) und Fatma M.** (28) sahen Alice F. an der Verhandlung zum ersten Mal. Und merkten schnell: Antworten auf die Frage, warum ihr Sohn sterben musste, sind von ihr keine zu erwarten. Eine Entschuldigung? Fehlanzeige!

Mehr noch: Die Mörderin von Ilias schert sich bis heute nicht um ihr Opfer. Für sie war der Tod des Buben nur Mittel zum Zweck, um auf sich und ihren eigenen Behördenstreit aufmerksam zu machen.

Besonders Mutter Fatma hatte während des Prozesses damit zu kämpfen. «Ich musste den Saal mehrmals verlassen. Dieser Frau in die Augen zu schauen, war das Schlimmste. Sie denkt nur an sich», so die Mutter von Ilias nach dem Urteilsspruch zu BLICK. Und Vater Visar sagt: «Ich fragte mich am Vormittag, ob es hier überhaupt um meinen Sohn geht.»

Mord wegen eines Streits aus den 70er-Jahren

Kein Wunder: Zur eigentlichen Tat äusserte sich Alice F. nur am Rande. «Ja, ich habe das gemacht. Der Bub hatte keine Chance. Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas fertigbringe», sagte sie. Schuld hätten aber die Behörden, die sie schon seit den 70er-Jahren in die Enge treiben würden, erklärte sie immer und immer wieder.

Dabei ging es etwa um einen misslungenen Briefmarkenverkauf ihres mittlerweile verstorbenen Lebenspartners, später um die Zwangsräumung ihrer Wohnung wegen fehlender Mietzahlungen. Die Angeklagte sieht das als «Justizkorruptionsaffäre», die sie seit Jahrzehnten zu ihrem Lebensinhalt machte. Und schon seit 20 Jahren mit «Mord als Notwehr» drohte. Bis sie ihre Drohung schliesslich wahr machte.

«Schlag ins Gesicht» für Familie von Ilias

Für das Gericht ist sie wegen ihrer Wahn-Erkrankung nicht schuldfähig. Ohne Gefühlsregung hörte Alice F. sich die Urteilsbegründung des Gerichts an. «Der anhaltende Wahn, unter dem Sie leiden, stellt eine schwere psychische Störung dar», erklärte die Richterin die Verwahrung.

Diese Störung bestehe nach wie vor. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sei damit zu rechnen, dass Alice F. weitere Gewalttaten begehe. «Wenn es keine Therapie gibt, bei der Fortschritte erzielt werden, muss man die Verwahrung aussprechen», so das Gericht.

«Die Zeit wird diesen Schmerz nicht heilen»

Alice F. wird also weggesperrt. Schadenersatz und Genugtuung für die Familie von Ilias wurden dagegen abgelehnt. «Ein Schlag ins Gesicht», so der Opfer-Anwalt.

Dass die Eltern von Ilias nach dem Urteil mit dem Ganzen abschliessen können, glauben sie nicht. Seine Killerin wurde zwar bestraft. Doch ihr kleiner Bub kommt nie mehr zurück. «Am Schmerz wird sich nichts ändern. Wir sind immer noch in Basel, wo überall Erinnerungen an Ilias sind. Die Zeit wird diesen Schmerz nicht heilen. Damit müssen wir jetzt leben.»

* Name bekannt

** Namen geändert


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