Tränengas und Gummischrot bei Pro-Palästina-Demo in Basel
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Polizei muss eingreifen:Tränengas und Gummischrot bei Pro-Palästina-Demo in Basel

Polizei setzte lange auf Dialog – und zog dann doch noch härtere Saiten auf
Anti-Israel-Demonstration wird von der Polizei eingekesselt

Die Basler Polizei versuchte lange, die grosse Demonstration gegen die Teilnahme von Israel am ESC mit Dialog zu steuern. Am Schluss kamen trotzdem Gummigeschosse und Tränengas zum Einsatz. Drei Polizisten wurden bei dem Grosseinsatz verletzt.
Publiziert: 17.05.2025 um 19:42 Uhr
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Aktualisiert: 18.05.2025 um 08:54 Uhr
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«ESCalate for Palestine» lautete das Motto der Demonstration, die um 19 Uhr auf dem Barfüsserplatz in Basel startete.
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«ESCalate for Palestine» lautete das Motto der Demonstration, die um 19 Uhr auf dem Barfüsserplatz in Basel startete.

Darum gehts

  • Demonstration in Basel gegen Israels Teilnahme am ESC
  • Demonstranten zündeten israelische und US-Flaggen an
  • Rund 700 bis 800 Personen nahmen teil
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

«ESCalate for Palestine» lautete das Motto der Demonstration, die um 19 Uhr auf dem Barfüsserplatz in Basel startete. «Wir rufen alle dazu auf, gegen den Eurovision Song Contest (ESC) zu protestieren und zu boykottieren!», schrieb das Kollektiv «Basel for Palestine» in den sozialen Medien. 

Die Teilnahme Israels am ESC sei ein «tragischer und schrecklicher Schritt zur Normalisierung des kolonialen Siedlerstaates». Zum Start der Demonstration waren die Palästina-Flaggen am Barfüsserplatz nicht mehr zu übersehen. Insgesamt kamen rund 700 bis 800 Personen zusammen, um gegen die Teilnahme von Israel am Musikwettbewerb zu demonstrieren. 

Zuerst wurden vor Ort Plakate gezeigt mit Aufschriften wie «Stoppt den Genozid!», «Tanzen auf den Gräbern von Gaza» oder «Es ist ein Massaker!». Dazu wurden Slogans gerufen wie «Free, free Palestine», «Hoch die internationale Solidarität» oder das problematische «From the river to the sea, Palestine shall be free».

Flaggen von Israel und der USA angezündet

Die Basler Polizei wollte eigentlich verhindern, dass sich der Demonstrationszug in Richtung Innenstadt bewegt. Die Demonstranten widersetzten sich jedoch dieser Anweisung, und die Polizei liess den Zug zunächst laufen. Die Demonstrierenden zündeten Leucht- und Rauchfackeln. Erst als der Zug die Mittlere Brücke erreichte, brachte die Polizei den Zug zum Stillstand – und damit auch die wichtige Verkehrsachse.

Es folgte ein längeres Kräftemessen zwischen Polizei und Demonstranten, die hier auch Flaggen von Israel und der USA anzündeten. Letztlich überquerten die Demonstranten den Rhein bei der Johanniterbrücke. In Kleinbasel blockierten schliesslich mehrmals Polizisten in Vollmontur die Wege der Demonstranten. Die Polizisten setzten dabei Reizstoffe, Gummigeschosse und Blitzlichter ein. Die Demonstranten versuchten unter anderem, mit Rennen die Polizei zu umgehen, worauf die Situation unübersichtlich wurde.

Personenkontrolle bis spät in die Nacht

Am Rande kam es zu einer Auseinandersetzung, als zwei Männer mit Israel-Fahnen auftauchten. Mehrere Demonstrierende versuchten daraufhin, ihnen die Fahnen wegzunehmen. Schliesslich griff ein Dialogteam der Polizei ein und geleitete die Männer aus der Versammlung.

Nach etwa zwei Stunden wurde die Demonstration auf der Feldbergstrasse eingekesselt – wieder knallten dabei Gummigeschosse. Während weiteren zwei Stunden skandierten die Demonstranten dort weiter Parolen wie «There is only one solution – Intifada revolution». Dann begann die Polizei, Teilnehmer einzeln zu kontrollieren und wieder aus dem Kessel zu entlassen. Insgesamt wurden rund 400 Personenkontrollen durchgeführt. Dies dauerte bis spät in die Nacht. Manche Demonstrierende urinierten wegen der langen Wartezeit auf den Boden. Die Polizei setzte lange auf Dialog, bevor doch noch scharfe Zwangsmittel eingesetzt wurden. 

Verletzte Polizisten

Wie die Basler Polizei am Sonntag mitteilt, wurden drei Polizisten nach einem Böllerwurf mit Verdacht auf Knalltrauma ins Spital gebracht. Eine Person aus der Demonstration sei ambulant versorgt worden.

Keine Freude am Demozug hatte Piero Vecchioli, Eventmanager von drei Betrieben im Basler Kasernenareal. «Das war ein Totalversagen der Polizei», sagte er. Die Betriebe waren zeitweise für Besucher nicht zugänglich. «Manche Gäste sind verängstigt gegangen», sagte Vecchioli. Er ist speziell deshalb verärgert, weil die Polizei im Vorfeld auf Social Media angekündigt hatte, dass sie die Situation im Griff habe. Nun erlitten die Betriebe einen wirtschaftlichen Schaden – trotz des eigentlich tollen Fests in Basel.

18.05.2025, 00:22 Uhr

Eingekesselte Demonstranten zur Personenkontrolle geleitet

Seit 23.20 Uhr werden die eingekesselten Demonstranten – einer nach dem anderen – von Polizisten zu einer Personenkontrolle geleitet. Zuerst kamen die Minderjährigen dran. Diese Kontrolle dürfte noch Stunden dauern. Manche Demonstrierende urinieren wegen der langen Wartezeit auf den Boden.

17.05.2025, 22:57 Uhr

Basler Eventmanager Vecchioli: «Das war ein Totalversagen der Polizei»

Drohnenaufnahme des Platzes vor der Kaserne in Basel.
Foto: keystone-sda.ch
Drohnenaufnahme des Platzes vor der Kaserne in Basel.
Foto: keystone-sda.ch

Piero Vecchioli ist Eventmanager von drei Betrieben auf dem Basler Kasernenareal. Die Betriebe waren wegen der Demonstration zeitweise nicht zugänglich. «Manche Gäste sind verängstigt gegangen», sagt Vecchioli. Er ist speziell deshalb verärgert, weil die Polizei im Vorfeld breit angekündigt hatte, dass sie die Situation im Griff habe. So erlitten die Betriebe einen wirtschaftlichen Schaden.

17.05.2025, 22:01 Uhr

Situation beruhigt sich wieder

Es werden zwar noch immer Parolen gerufen, doch die Situation beruhigt sich langsam. Viele der Anwesenden setzen sich auf den Boden oder suchen nach etwas zum Trinken. Nur an der Westseite stehen sich Demonstranten und Polizei noch direkt Gegenüber. Die Polizei erklärt jedoch: «Sie haben es in der Hand».

Nun folgte eine Durchsage der Polizei, die Personenkontrollen ankündigt. «Es werden jetzt Personenkontrollen durchgeführt. Bei Gewalt oder Nichtbefolgen der Anweisungen setzt die Polizei Zwangsmittel ein. Zuwiderhandlung ist strafbar.» Die Demonstranten und Demonstrantinnen seien umstellt.

17.05.2025, 21:35 Uhr

Feldbergstrasse abgeriegelt – Polizei setzt Reizgas und Gummigeschosse ein

Während die Show in der St. Jakobshalle bereits begonnen hat, sperrt die Polizei die Feldbergstrasse ab. Die Demo-Menge stürmt daraufhin die Blockade. Die Polizei setzt nun Reizmittel und Gummigeschosse ein. Ein Demonstrant bekam Reizgas ins Auge und wurde von einem weiteren Anwesenden betreut. 

Polizei muss gegen Demonstrierende eingreifen
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Leservideo zeigt:Polizei muss gegen Demonstrierende eingreifen

Aufgrund des Reizgases husten viele der Anwesenden, wie Blick-Reporter Daniel Jung berichtet. 

Die Demonstranten und Demonstrantinnen sind nun eingekesselt in der Feldbergstrasse. Es hallen «Shame on you» und «Ganz Basel hasst die Polizei»-Rufe wider. In der Einkesslung singen sie ausserdem: «There is only one solution, Intifada revolution».

Polizei setzt Tränengas gegen Demonstrierende ein
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Erste Auseinandersetzungen:Polizei setzt Tränengas gegen Demonstrierende ein
17.05.2025, 21:09 Uhr

Demonstranten und Demonstrantinnen schützen sich mit Regenschirmen

Um sich zu schützen, haben die Demonstranten und Demonstrantinnen Regenschirme mitgebracht – bisher wurde Tränengas nur als Warnung an den Boden gesprüht. Die Polizei setzte auch Blitzlichter ein.

Polizei setzt Blitzlichter gegen Demonstranten ein
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Menschen werden geblendet:Polizei setzt Blitzlichter gegen Demonstranten ein
17.05.2025, 20:58 Uhr

Demo nun in Kleinbasel angekommen – Tränengas versprüht

Nachdem die Demo an der Mittleren Brücke abgewendet wurde, zog sie nun über die Johanniterbrücke nach Kleinbasel. Von dort aus wurde der Zug über den Erasmusplatz von der Polizei erfolgreich in Richtung Kaserne gelenkt. Auf dem Kasernenareal hat die Polizei die Demonstranten und Demonstrantinnen eingeladen, zu verweilen. Diese wollen das nicht.

Über die Johanniterbrücke zog die Demo in Richtung Kleinbasel.
Über die Johanniterbrücke zog die Demo in Richtung Kleinbasel.
Dort wurden sie Richtung Kasernenareal geleitet.
Dort wurden sie Richtung Kasernenareal geleitet.

Als Warnung wurde erstes Tränengas an den Boden gesprüht – zu einer Eskalation kam es noch nicht. Auch Blitzlicht wird eingesetzt.

17.05.2025, 20:34 Uhr

Demo zieht am Rheinufer ab

Die Demo gibt den Versuch, über die Mittlere Brücke zu gelangen, auf und zieht nun weiter dem Rheinufer entlang in Richtung Johanniterbrücke. Zu einem Eklat mit der Polizei kam es nicht. Aus der Menge hallen Gesänge wie «Blut an euren Händen». Ein Demonstrant habe zu einem Polizisten gesagt: «Ihr seid Komplizen bei einem Massenmord. Ihr helft, die Palästinenser zu vernichten.»

«Blut an euren Händen!»
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Demonstranten gegen Polizei:«Blut an euren Händen!»

Die Polizei warnt derweilen die Menge – «Über euch sind Stromkabel, passt mit den Fahnen auf!»

17.05.2025, 20:25 Uhr

«Shame on you» – Demonstranten und Demonstratinnen weigern sich, zu gehen

Die Polizei hat die Demonstrierenden aufgefordert, sich zurückzuziehen und den Platz vor der Mittleren Brücke freizugeben. Als Antwort hallt «Shame on you» und «Tous le monde deteste la police» (deutsch: «Die ganze Welt hasst die Polizei») aus der Demo-Menge wider.

17.05.2025, 20:20 Uhr

Demo führt zu Verkehrseinschränkung

Die Demonstranten und Demonstrantinnen befinden sich noch immer vor der Mittleren Brücke – der öffentliche Verkehr zwischen der Main Venue und der Eurovision Village muss nun umgeleitet werden. 

Demonstrierende verbrennen USA- und Israel-Fahnen
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Protestaktion in Basel:Demonstrierende verbrennen USA- und Israel-Fahnen
17.05.2025, 19:58 Uhr

Demo bei Mittlerer Brücke angekommen – Polizei versperrt Weg

Mittlerweile ist die Demo bei der Mittleren Brücke angekommen. Dort treffen sie nun auf die Polizei, die zuvor klar gemacht hat, dass es ab dort nicht mehr weitergeht. «Die Mittlere Brücke ist zu. Die Polizei wird eingreifen.» Auch Blick-Reporter Daniel Jung muss nun von der Brücke – «wir können keine Schaulustigen brauchen», so die Polizei. Der Weg über die Brücke ist mit Autos versperrt.

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