Polizei ermittelt gegen Jan (8) wegen Fasnachtsgeld
Jetzt schaltet sich die Politik in den Schweizer Gaga-Kriminalfall ein

Der Baselbieter Bub Jan (8) wollte im Volg in Diegten BL mit Fasnachtsgeld zahlen, kassierte dafür schliesslich eine Anzeige. Jetzt schaltet sich die Politik in den Schweizer Gaga-Kriminalfall ein.
Publiziert: 11.06.2020 um 14:21 Uhr
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Aktualisiert: 20.10.2020 um 16:04 Uhr
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Im Volg in Diegten BL versuchte ein Bub (8), mit sofort erkennbarem Falschgeld etwas zu kaufen.
Foto: ZVG

Der Baselbieter Bub Jan* (8) wollte im Volg in Diegten BL mit Fasnachtsgeld zahlen – mit üblen Folgen. Denn die Volg-Angestellte folgte internen Weisungen, informierte umgehend die Polizei und erstattete Anzeige. Mittlerweile hat sich auch die Politik in den Fall eingeschaltet und hinterfragt die Verhältnismässigkeit des Vorgehens der Polizei.

Da es sich bei dem Oberbaselbieter Falschgeld-Fall um ein Offizialdelikt handelt, war die Polizei trotz aller Absurdität dazu gezwungen, zu ermitteln. «Wenn eine Anzeige eingeht, sind wir verpflichtet, das abzuklären», erklärt Adrian Gaugler, Sprecher der Kantonspolizei Basel-Landschaft, gegenüber BLICK.

Fasnachts-Geld von Polizei beschlagnahmt

Dass der Bub wegen des Vorfalls im Volg von der Polizei wie ein Verbrecher behandelt und abgelichtet wird, kann die Familie des Buben trotzdem nicht nachvollziehen. «Mein Neffe ist seit dem Vorfall verängstigt und verunsichert. Er versteht das Ganze gar nicht. Er kann den ganzen Vorfall nicht richtig einordnen. Er ist ja erst acht Jahre alt», sagt Jans Tante Ruth S.* zu BLICK.

Das Fasnachts-Geld – drei 50-Euro-Nötli, zwei 20-Euro-Nötli, fünf 10-Euro-Nötli und drei 5-Euro-Nötli – wurden von der Polizei sichergestellt und beschlagnahmt. Da Jan erst acht Jahre alt ist, und somit noch nicht strafmündig, muss er keine Strafe befürchten.

Vermerk in Polizeiakte

Doch ganz ohne Folge bleibt der Volg-Falschgeld-Fall für den Buben dennoch nicht: Jans Name wird bis Mai 2032 in den Polizeiakten vermerkt bleiben! Mittlerweile hat sich die Schweizer Detailhandelsorganisation Volg für den Gaga-Kriminalfall entschuldigt.

Der Fasnachtsgeld-Fall hat mittlerweile auch auf politischer Ebene an Fahrt aufgenommen. Nachdem empörte Bürger sich an die Polizeidirektorin Kathrin Schweizer (SP) gewendet haben, wurden sie via Mail mit einer Standardantwort, dass der Fall nicht so harmlos sei, wie in der Zeitung dargestellt, abgespeist, wie die «Basler Zeitung» berichtet. Jetzt hat sich die Baselbieter SVP-Landrätin Susanne Strub eingeschaltet.

Baselbieter Landrätin Strub hinterfragt Vorgehen der Polizei

Demnach hat Strub eine dringliche Interpella­tion zur Verhältnismässigkeit des Polizeieinsatzes eingereicht, die am Donnerstag im Parlament behandelt werden soll. Die SVP-Landrätin fordert, dass die Ermittlungen im Fall des Oberbaselbieter Buben gestoppt und der Eintrag in den Polizeiakten gelöscht werden soll. Zudem verlangt sie, dass sich die Polizei bei Jans Familie für das Vorgehen entschuldigt.

Mittlerweile hat der Schweizer Gaga-Kriminalfall auch international hohe Wellen geschlagen. So berichtet auch die britische Tageszeitung «The Guardian» unter dem Titel «Schweizer Polizei ermittelt gegen 8-jährigen Jungen wegen Spielzeug-Geldscheinen». (rad)

*Namen geändert

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