Für Pfarrer Martin Dürr (61) ist die Würde des Menschen antastbar. Zumindest dann, wenn er Donald Trump (73) heisst.
«Wann ist der Moment gekommen, einen faschistischen Diktator umzubringen?», schrieb Dürr in Bezug auf den US-Präsidenten an Ostern in einem Facebook-Post. Der Co-Leiter des Pfarramts für Wirtschaft und Industrie, einer Verbindungsstelle zwischen Kirche und Unternehmen, nennt Trump einen «pathologischen Lügner» und «Narzissten». Was es denn angesichts all der Corona-Toten, Trumps «perversen Wunsch, an der Macht zu bleiben», und dessen «unendlicher Gier» noch brauche dafür?
Eigentlich ein Medienprofi
Ein Pfarrer, der zum Mord an Donald Trump aufruft? Die christliche Ethik kennt keinen «sittlich guten» Mord. Wer als Christ tötet, macht sich schuldig – egal, aus welchen Motiven. Dürr schlägt heftige Kritik entgegen, er kriecht zu Kreuze. Er habe «unbedacht» über zivilen Ungehorsam geschrieben, schreibt er BLICK. «Es ging mir in meinem Text nie darum, zum Mord an einem Menschen aufzurufen.»
Doch Dürr sollte wissen, was er tut. Er ist ein Medienprofi. Sechs Jahre lang hielt er Radiopredigten im SRF, Gottesdienste von ihm wurden live im Fernsehen übertragen. Auf Tele Basel hatte er zwei Jahre lang ein festes Sendeformat. Als Seelsorger war er in Behindertenwerkstätten, Gefängnissen und Gemeinden tätig.
Er weiss, wie er Menschen bewegt und zum Nachdenken anregt. Der Fussballfan schreibt auch Kolumnen für das offizielle FC Basel-Magazin «Rotblau». Im Selbstverlag hat Dürr gar ein Buch mit seinen Predigten herausgegeben.
Der Basler Pfarrer fühlt sich missverstanden
Auf Facebook schreibt der Wirtschaftspfarrer regelmässig seine «Nachtgedanken». Seine Überlegungen zu Trump waren bereits der 22. Beitrag. Dass ihm seine Aussagen als Mord-Aufruf ausgelegt wurden, erschüttert ihn jetzt trotzdem.
«Ich erhalte sehr viele Mails mit heftigen Beschimpfungen, das geht mir an die Substanz», schreibt er in einem E-Mail an BLICK. Er fühlt sich missverstanden.
In seinem Post nahm Dürr Bezug auf den Theologen Dietrich Bonhoeffer, der bei der Planung des Attentats auf Hitler vom 20. Juli 1944 dabei war. Der Widerstandskämpfer hielt die Schuld bei einem Tyrannenmord möglicherweise für geringer als die Schuld, die Hitler-Diktatur durch Untätigkeit indirekt mitzutragen.
Auch Dürr stellte sich in seinem Post die Frage, wann Nichtstun die grössere Schuld ist. Und findet: «Ich kann diese Frage nicht beantworten.»
Verquere Vergleiche zwischen Nazi-Deutschland und den USA
Den Diktator Adolf Hitler, der rund sechs Millionen Juden ermorden liess, in eine Reihe mit Trump zu stellen, ist allerdings jenseits von Gut und Böse. Die USA sind eine Demokratie. Die US-Justiz stoppt Trumps Dekrete und Pläne regelmässig. Und als Trump kürzlich behauptete, er habe die «totale Macht» über die Vereinigten Staaten, musste er nur einen Tag später zurückrudern.
In einem Interview mit dem Basler Onlinemagazin «Bajour» (für ein Gespräch mit BLICK stand er nicht zur Verfügung) hadert Dürr dann auch selbst damit, seinen Bogen zwischen Nazi-Deutschland und den USA zu erklären. Er habe den Holocaust nicht relativieren wollen. «Der Vergleich mit dem Naziregime war völlig verfehlt», entschuldigt sich Dürr gegenüber BLICK.
Für den Seelsorger beginnt nun, nach Ostern, noch mal eine Art Fastenzeit. Er hat sich zurückgezogen. Sein Facebook-Post ist verschwunden. Der «dreieinhalbfache Vater» in seiner Mail: «Ich hoffe, dass meine Familie und ich gesund durch diese Zeit kommen.»
Donald Trump (73) und seine Corona-Taskforce halten eine tägliche Pressekonferenz zur Coronavirus-Pandemie ab. Blick TV überträgt das Corona-Update aus dem Weissen Haus von Montag bis Freitag live. Starttermin ist ca. 23.30 Uhr Schweizer Zeit.
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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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