Sie verliebte sich und gab ihr ganzes Geld einem Betrüger: Eine Baslerin hat nun Anzeige gegen ihren vermeintlichen Freund erstattet. Sie berichtete davon, dass sie einen Mann im Internet kennenlernte und ihm über mehrere Monate viel Geld überwies. Mehrere Hunderttausend Franken!
Danach sollte sie in England ein Offshore-Konto zu eröffnen. Der Mann gab vor, selbst grössere Geldbeträge auf das Konto einbezahlt zu haben. Dabei sollte die Baslerin diverse Gebühren für die Kontoführung übernehmen.
Diese waren aber so hoch, dass die Frau ihr ganzes Vermögen aufgebrauchte und sie sich zusätzlich mit mehreren zehntausend Franken verschuldete, um weitere Gebühren zu bezahlen.
Betrüger nutzen einsame Herzen aus
Wer hinter dem Betrug tatsächlich steckt, ist unklar. In einer Mitteilung warnt die Staatsanwaltschaft Basel-Stadt vor Romance- und Love-Scam.
Unter diesen Begriffen versteht man eine Form des Internetbetrugs, der Menschen im Visier hat, welche den ausgeprägten Wunsch nach einer Freundschaft bzw. Partnerschaft haben. Die Betrüger suchen auf kostenlosen Online-Partnerbörsen, Dating Portalen oder in sozialen Netzwerken nach Opfern.
Eine kurze Online-Einladung zu einem Chat dient häufig als Erstkontakt. Männliche Täter geben sich auf gefälschten Profilen häufig als in den USA oder Europa lebende Akademiker, Geschäftsleute, Vertreter von Konzernen etc. aus.
Weibliche Betrügerinnen geben sich als attraktive Geschäftsfrauen, Schauspielerinnen, Ärztinnen, Krankenschwestern oder Mitarbeiterinnen von karitativen Organisationen aus. Sie präsentieren sich alle mit gestohlenen Fotos im Internet.
Emotionale Abhängigkeit geschaffen
Die Täter haben zum Ziel, sich im täglichen Leben ihrer Opfer unverzichtbar zu machen – und zwar ohne je ein einziges Treffen. Durch regelmässige romantische E-Mails, Chats und Telefonanrufe über einen längeren Zeitraum hinweg, bei welchen man sich über Beruf, Familie, Liebe und eine gemeinsame Zukunft austauscht, wird eine emotionale Abhängigkeit geschaffen, um später das Opfer finanziell schädigen und ausnützen zu können.
Es werden erfundene Geschichten von verstorbenen Ehepartnern oder kranken Kindern sowie weiteren Schicksalsschlägen erzählt. Treffen mit den Opfern werden vereinbart, aber immer im letzten Moment aufgrund dringlicher geschäftlicher oder familiärer Gründe verschoben.
Notlage vorgegaukelt
In einer nächsten Phase werden weitere Notlagen geschildert, so zum Beispiel Überfälle, gestohlene Pässe, schwere Krankheiten, Unfälle oder teure Spitalaufenthalte, die eine sofortige finanzielle Unterstützung erfordern. Auch werden die Opfer aufgefordert, Geld für ein Flugticket oder ein Visa zu überweisen.
Um ein gemeinsames Bankkonto zu eröffnen, werden zudem Kopien des Passes verlangt. Die Rückzahlung des überwiesenen Geldes wird selbstverständlich in Aussicht gestellt.
Das rät die Staatsanwaltschaft
Um nicht zum Opfer solcher Betrüger werden empfiehlt die Staatsanwaltschaft folgendes:
• Seien Sie vorsichtig beim Kontakt mit Personen im Internet, welche Sie nicht persönlich kennen. Geben Sie keine Telefonnummern, Adressen, Bankkonti und weitere persönliche Daten preis
• Verschicken Sie keine intimen Bilder oder Videos von sich selbst. Die Täter erpressen zahlungsunwillige oder –unfähige Betroffene auch mit kompromittierendem Bildmaterial
• Seien Sie hellhörig, wenn jemand mit rührseligen Geschichten und Schicksalsschlägen Ihr
Vertrauen erschleichen will. Stellen Sie Ihrem Gegenüber kritische Fragen und hinterfragen Sie seine Antworten
• Überweisen Sie kein Geld an Internetbekanntschaften, die Sie nicht persönlich kennen
• Seien Sie besonders vorsichtig bei Geldüberweisung über so genannte Geldtransfer-Services. Diese werden häufig von Betrügern genutzt
• Lösen Sie im Auftrag Ihrer Internetbekanntschaft keine Checks ein, leiten Sie keine Briefe oder Pakete weiter und eröffnen Sie kein gemeinsames Konto
• Starten Sie im Internet eine Bildersuche nach Ihrer Internetbekanntschaft. Dabei ist oft ersichtlich, dass es sich bei der dargestellten Person nicht um diejenige handelt, als welche sie sich ausgibt.
Geben Sie den Namen Ihrer Internetbekanntschaft mit dem Zusatz «Scammer» auf einer Suchmaschine ein, welche Ihnen möglicherweise weitere Hinweise gibt. Es ist äusserst schwierig, die Täter zu ermitteln. Diese sind gut organisiert und halten sich vornehmlich in Afrika und Osteuropa auf.
Sie sprechen fliessend Englisch und Deutsch und haben ein sehr zuvorkommendes und gepflegtes Auftreten im Internet. Wurde einmal Geld überwiesen, so ist dieses mit allergrösster Wahrscheinlichkeit nicht wiederbringbar. (jmh)