Es ist ein grausiger Fund, den Anwohner an einem Montagmorgen im Februar dieses Jahres machen: In einem Hinterhof an der Basler Dornacherstrasse stossen sie auf die Leiche einer Frau. Es ist jene der Tantra-Masseuse Nadine R.* (†39).
Tags darauf wird bekannt, dass ein Mann verhaftet wurde. Der Lebenspartner des Opfers. Es handelt sich um eine bekannte Figur: den Berliner Party-König Michael E.* (49).
Und am Donnerstag der gleichen Woche vermeldet die Basler Staatsanwaltschaft, dass die Deutsche Opfer eines Gewaltverbrechens wurde. Gegen Michael E. bestehe Tatverdacht. Er hatte sich am Wohnort des Opfers an der Dornacherstrasse aufgehalten. Er kommt in U-Haft.
Mutmassliche Würgespuren am Hals des Opfers
Seither sind neun Monate vergangen. Jetzt bringt ein Artikel der «Weltwoche» neue Details ans Tageslicht. Demnach habe man am Hals von Nadine R. mutmassliche Würgespuren gefunden. Dies habe die rechtsmedizinische Untersuchung gezeigt. Die Masseuse habe Druckstellen auf der einen Seite des Halses aufgewiesen, so die Zeitung. Dazu seien Zungenbein und Kehlkopf der Frau gebrochen gewesen. Überdies habe Nadine R. ein «massives Stauungssyndrom» mit «Punktblutungen» im Kopfbereich gehabt.
Schon bald hatte sich nach dem Vorfall am 8. Februar gezeigt, dass die Frau wohl von der Dachterrasse in die Tiefe gestürzt war. Nachbarn hatten von einem Aufprall berichtet. So konnte zeitlich sehr präzise gesagt werden, wann die Masseuse in den Hof stürzte. Gemäss Basler Forensikern soll sie aber schon vor diesem Sturz bewusstlos gewürgt worden sein. Gestorben sein soll sie aber erst unten im Hof – dies zeigte schon die Autopsie der Leiche.
Er guckt Netflix, sie telefoniert – dann kommts zum Streit
Was aber vor dem Sturz genau passierte, bleibt rätselhaft. In der Nacht von Sonntag auf Montag waren nur zwei Personen in der Wohnung der Masseuse: Sie selbst sowie ihr Partner, der Party-König. Er sagt, er sei unschuldig am Tod von Nadine R. Er habe Netflix geschaut, während seine Freundin ein Stockwerk über ihm telefonierte. Der Berliner sei dann zu ihr hinaufgegangen. Dann habe es einen Streit gegeben – ein Teller mit Koks geht zu Bruch. Dies bestreitet Michael E. nicht. Von einer Würgeattacke wolle er aber nichts wissen.
Wie und warum Nadine R. also von der Dachterrasse stürzte, blieb ungewiss. Bis im August neue Ergebnisse von Zürcher Forensikern zeigten, dass die 39-Jährige wohl von selbst über das Geländer der Terrasse gestiegen war. Grund: Kratzer an den Oberschenkel-Innenseiten der Deutschen, dazu Spuren am Balkon des Dachs.
Nadine R. wollte wohl auf das angrenzende Dach springen
Aber sprang sie absichtlich in die Tiefe? Gemäss den Forensikern sei vielmehr von einem «Abstiegsversuch mit hangelnder Ausgangsposition» die Rede, schreibt die «Weltwoche» weiter.
Die Zeitung erklärt sich dies so: Die Tantra-Masseuse wollte wohl auf das angrenzende Dach springen. Es war aber Nacht, also dunkel. Deshalb habe sie womöglich die Distanz falsch berechnet. Oder sei ausgerutscht.
Folgt nun endlich Klärung?
Aber: Wie konnte Nadine R. über das Geländer steigen, wenn ihr Freund sie zuvor wirklich «bis zur finalen Bewusstlosigkeit erwürgte»? Ein weiteres rechtsmedizinisches Gutachten aus Bern soll endlich Klarheit schaffen. Es gelte zu klären, ob der Grund für die erwähnten Staublutungen und Verletzungen am Hals des Opfers tatsächlich eine Würgeattacke ist.
Michael E. sitzt immer noch in U-Haft. Bis Ende Jahr soll entschieden werden, ob Anklage erhoben wird. (nl)
* Namen geändert