Sich mit 86 Jahren nochmals frisch verlieben? Für Martha B.* (86) aus Riehen BS nicht ausgeschlossen. Ihr Mann ist vor zwölf Jahren gestorben. Jetzt möchte sich die Psychotherapeutin nochmals auf eine Partnerschaft einlassen. Als sie im Sommer 2017 in der «Basler Zeitung» die Partner-Annonce eines Mannes mit der Beschreibung «Akademiker, weit gereist» liest, wird die rüstige Rentnerin neugierig, wie «Tele Basel» berichtet.
Martha B. ahnt nicht, dass sie drauf und dran ist, auf die Masche einer berüchtigten Basler Partnervermittlung hereinzufallen. Denn de facto handelt es sich um die Firma Partnerpool GmbH. Dahinter steckt das Ehepaar Angela und Marc Hiltbrand. Sie betreiben das Modell Partnervermittlung seit nunmehr 40 Jahren und haben Niederlassungen in Basel, Bern, Zürich und Luzern.
Fiese Abzocke-Masche? – 4000 Franken für ein Date
Bereits mehrfach wurde über die Machenschaften der Partnervermittlung berichtet, unter anderem auch im «Kassensturz» und im «Beobachter». Von alledem weiss Martha B. nichts. Sie fackelt nicht lange. Vereinbart mit einer Mitarbeiterin der Partnervermittlung einen Termin.
Ihr wird ein Vertrag zur Partnervermittlung vorgelegt. Sie unterschreibt. Kostenpunkt: 4000 Franken. Dafür wird ihr eine handverlesene Auswahl an potenziellen Kandidaten versprochen. Letztlich bleibt es aber bei einem einzigen Vorschlag und Treffen.
Bei dem von der Partnervermittlung vorgeschlagenen Mann handelt es sich laut der 86-Jährigen um einen 92-jährigen Herrn. Martha B. beschreibt den Mann als «liebenswürdig und interessant», aber für sie «einfach zu alt». Denn sie ist nicht auf der Suche nach einem noch älteren Partner, sondern nach einem Mann in ihrem Alter oder jünger.
Von Partnervermittlung abgewimmelt und vertröstet
Martha B. fordert weitere Partnervorschläge ein. Sie schickt mehrere Beschwerde-Mails an Partnerpool – ohne Reaktion. Stattdessen wird sie laut eigenen Angaben abgewimmelt oder vertröstet. «Sie haben mich über den Tisch gezogen», so die rüstige Rentnerin. Gegenüber «Tele Basel» haben die Hiltbrands beteuert, dass der Vertrag mit Martha B. legal sei und sie nach bestem Gewissen einen Mann für sie gesucht hätten.
Letztlich entscheidet sie sich, den Vertrag per Einschreiben zu künden – eine vermeintlich formelle Angelegenheit. Doch der Brief kommt zurück. «Das Einschreiben wurde nicht abgeholt», sagt Martha B. zu «Tele Basel». Eine Rückerstattung der 4000 Franken blieb aus: «Nicht einen roten Rappen» habe sie bekommen.
Doch dann wird Martha B. plötzlich ein Brief vorgelegt. Diesem ist die Kostenauflistung zu entnehmen. Anschreibegebühren in Höhe von 2500 Franken und 600 Franken pro Partnervorschlag ergibt 3100 Franken als Total der Aufwendungen. 900 Franken Differenz zu Martha B.'s geleisteter Zahlung. Darin wird der Rentnerin das Angebot der Rücküberweisung des Differenzbetrags gemacht. (rad)
*Name der Redaktion bekannt