Ein Smiley zierte den Hinterkopf von Kevin D.* (†17). Mit schwarzem Färbemittel auf blondes Haar gemalt. «Das sagt doch schon alles über ihn aus – er war so lebenslustig, so aufgestellt», sagt sein Kollege Etienne (17). Er und zwei Kollegen nehmen am Montag auf der Unfallstelle an der Erzenbergstrasse in Liestal Abschied von ihrem Freund, der am Freitagabend dort auf dem Töff angefahren wurde.
Ein 19-jähriger Autofahrer hatte bei Dunkelheit und nassen Strassen Kevin D. auf seiner 50ccm-Yamaha TZR beim Linksabbiegen übersehen. Kevin D. knallte in die Seite des Autos. Er wurde so schwer verletzt, dass er später im Spital verstarb.
«Ich dachte noch: ‹Hoffentlich ist es nicht Kevin›»
BLICK-Recherchen zeigen: Kevin D. war auf dem Weg ins Basketballtraining. Schulfreund Timo (16), der Kevin schon seit Kindergartentagen kannte, erzählt: «Ich fuhr am Freitagabend noch an der Unfallstelle vorbei und sah den Töff und den Basketball auf der Strasse liegen und dachte: ‹Hoffentlich ist es nicht Kevin›.» Wirklich wahrhaben, dass sein Freund jetzt tot ist, kann er es noch nicht. Das bekräftigt auch Kollege Elischa (16): «Ich glaube irgendwie immer noch, dass er noch aufwacht und in zwei Wochen wieder zur Schule kommt.»
Doch die Wahrheit sieht anders aus: Kevin D. wird nie wieder Töffahren, nie wieder Basketball spielen, nie wieder ins Gymnasium gehen.
«Schlimm für die Eltern und auch für Kevins Freunde»
Thomas Schaub (53), der Vater von Timo, begleitete die Teenager an die Unfallstelle. Er selber kannte Kevin D. seit dessen Kindheit. «Es ist so schlimm, dass das Leben, der Verkehr und alles ringsherum weiterläuft, aber dieser Junge nicht mehr da ist. Es tut mir so leid für dessen Eltern und auch für meinen Sohn und seine Freunde, dass sie so früh in ihrem Leben erfahren müssen, wie schnell ein Unfall jemanden aus dem Leben reissen kann.»
Unterdessen kommen immer mehr Jugendliche, legen am Montagabend weitere Blumen und Kerzen für Kevin nieder, weinen gemeinsam um ihren Freund. Auch Anwohner haben Blumen gekauft, zeigen Betroffenheit.
Mitgefühl auch mit dem Unfallfahrer
Ein Nachbar erzählt: «Der Unfallfahrer parkierte nach dem Unfall bei uns. Er hatte eine junge Frau dabei, die sichtlich schockiert war und weinte.» Der Nachbar meint: «Auch der Unfallverursacher wird daran zu nagen haben. Ich denke genauso an den Verstorbenen wie auch an ihn.»
*Name geändert