Rund dreissig Jahre nach der Katastrophe von Schweizerhalle ist immer noch ungeklärt, weshalb es im Sandoz-Chemiewerk in Muttenz BL zum Brand kam. Jetzt gibt es eine neue Erklärung. Wie die «Basler Zeitung» aus dem «Umfeld der ehemaligen Sandoz-Belegschaft» erfahren hat, hat ein früherer Werksmitarbeiter nach jahrzehntelangem Schweigen unter alten Berufskollegen ausgepackt.
Für eine Abschiedsfeier des abtretenden Feuerwehrkommandanten Hermann Stämpfli soll ein leitender Sandoz-Angestellter eine Feuerwerkshow geplant haben. Deshalb habe dieser Mitarbeiter am Nachmittag des 31. Oktober 1986 Feuerwerkskörper und selbstentzündlichen Chemieabfall in der Lagerhalle 956 deponiert – exakt an jener Stelle, wo laut den Ermittlern der Brand in der Nacht auf den 1. November ausbrach.
Er sei von dem betreffenden Kollegen sogar zur Halle 956 gefahren worden, sagt der Ex-Sandoz-Mitarbeiter, der jetzt sein Schweigen bricht. Dort habe ihm dieser das auf einem Materialwagen deponierte Feuerwerk gezeigt. «Es war auch ein Fass aus dem Betrieb 926C dabei, worin Chemieschutt war, der selbstentzündlich sei.» Der Kollege habe sogar noch damit geprahlt, dass er die Idee hatte, im Rahmen des Feuerwerks seinen Chemieabfall durch Verbrennen auf elegante Weise entsorgen zu können.
Der Beschuldigte bestreitet, was ihm vorgeworfen wird: «Das ist Unsinn. Ich weiss gar nicht, wie ich das hätte bewerkstelligen sollen.»
Doch für Werner Kaupp, der 1986 den Feuerwehreinsatz in Schweizerhalle leitete, stellen die neuen Informationen alle bisherigen Vermutungen auf den Kopf. Er sagt, es handle sich um die «bislang plausibelste Version». (noo)