Der 20-jährige Ruben G.* wird am Samstagabend in Birsfelden BL von einer Gruppe von Männern brutal zusammengeschlagen. Nasenbein und Wangenknochen hat er gebrochen, seine Augenhöhle ist zertrümmert. Dazu kommt eine Netzhautverletzung am Auge (BLICK berichtete). Gestern Montag wurde Ruben im Uni-Spital Basel schliesslich operiert.
Sechseinhalb Stunden mussten Mutter Patricia G.* und Freundin Stefanie K.* (24) im Wartezimmer des Spitals ausharren. Patricia G. ist nervös und bangt um ihren Sohn: «Eigentlich sollte es nur zweieinhalb Stunden gehen, haben die Ärzte gesagt. Er ist doch noch ein Junge! Was ist, wenn sie sein Gesicht nicht wiederherstellen können?», sagt sie zu BLICK.
Täter und Opfer haben sich nicht gekannt
Freundin Stefanie K. (24) kennt Ruben erst seit einem Monat. Sie ist seit der Prügel-Attacke am Samstag nicht von seiner Seite gewichen. Die Ereignisse der vergangenen Tage haben sie stark mitgenommen. Wie es so weit kommen konnte, versteht Stefanie K. bis heute nicht. Die Angreifer kannten beide nicht.
Der Verdacht liegt nahe, dass die Schläger ihr Opfer zufällig auswählten. Die Täter flüchteten, kurz bevor die Polizei eintraf. «Die Beamten haben nicht einmal versucht, die Täter vor Ort ausfindig zu machen», sagt Stefanie K. Lediglich ihre Personalien und eine kurze Zeugenaussagen hätten sie von ihr verlangt.
«Die Polizei nimmt uns nicht ernst!»
Doch obwohl sie kaum Aussagen zu den Tätern machen konnte, startete die Polizei bis Montagnachmittag keinen Zeugenaufruf. «Ich bin enttäuscht, dass die Polizei diese Attacke nicht ernst nimmt. Diese Männer wollten meinen Sohn töten», so Mutter Patricia G.
Mehrmals habe sie telefonisch nachgehakt, jedes Mal sei sie abgeblockt worden. «Sie haben nicht einmal richtig versucht, die Täter zu finden», sagt sie. Auch Stefanie K. ist von der Vorgehensweise der Polizei überrascht. Obwohl sie ihre Kontaktdaten hinterlassen habe, sei sie bisher nicht für eine genauere Aussage kontaktiert worden.
Beamte und Sanitäter gingen von leichten Verletzungen aus
Die Kantonspolizei Basel-Landschaft rechtfertigt derweil ihr Vorgehen. «Am Samstagabend vor Ort konnten Polizei und Sanität die Schwere seiner Verletzungen nicht abschätzen. Ausserdem hätten die Beamten mit dem Opfer vereinbart, sich im Lauf der Woche zu melden, um das weitere Vorgehen zu besprechen, so Polizei-Sprecher Adrian Gaugler.
Nachdem die Polizei dann durch ein Mail der Mutter auf das Ausmass von Rubens Verletzungen hingewiesen wurde, habe man umgehend gehandelt und entsprechende Massnahmen eingeleitet. Für die Ermittlungen ist nun die Staatsanwaltschaft Baselland zuständig. Bisher habe man aber noch keine Anhaltspunkte zur Täterschaft, wie Sprecher Thomas Lyssy BLICK mitteilt.
Am Montagabend kommt Ruben schliesslich aus dem Operationssaal. Noch am selben Abend wacht er auf, kann sogar ein paar Worte sagen, wie Rubens Stiefvater am Dienstag mitteilt. «Es ging ihm nach der Operation verhältnismässig gut. Wir hoffen, dass es jetzt weiter bergauf geht», sagt er.
* Namen der Redaktion bekannt