Muslimischer Schüler aus Therwil BL outet sich in Video
Handschlag-Verweigerer bleibt uneinsichtig

Er hat die Handschlag-Affäre von Therwil BL ausgelöst. Jetzt hat der Schüler Amer Salhani (15) zusammen mit seinem Vater erstmals vor laufender Kamera Stellung genommen. Der Beitrag des Nachrichtensender Al Jazeera irritiert sogar Muslime.
Publiziert: 05.07.2016 um 16:51 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:46 Uhr
Handschlag-Verweigerer bleibt uneinsichtig
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Muslimischer Schüler aus Therwil BL outet sich in Video:Handschlag-Verweigerer bleibt uneinsichtig
Nicole Bruhin

Vor rund zwei Monaten wurde entschieden: Die beiden Therwiler Schüler müssen ihren Lehrerinnen die Hand geben. Sonst drohen Sanktionen, das heisst Bussen bis zu 5000 Franken. Seither ist es still geworden um die syrische Familie.

Nun sprechen Schüler Amer Salhani (15) und sein Vater Ibrahim erstmals mit Namen in der Öffentlichkeit über den Entscheid – dabei zeigen sie sich weiterhin uneinsichtig.

Im Beitrag des Portals «AJ+» des Nachrichtensenders «Al Jazeera» erklärt Vater Ibrahim die Schweizer Kultur und ihre Vielfältigkeit: «Es leben hier zahlreiche Kulturen und Nationalitäten», sagt er. Gerade deswegen könne er nicht verstehen, dass gerade seine Kultur übergangen werde. «Für mich heisst das, dass eine Tradition über eine andere gestellt wird», sagt er. Und das kann er nicht akzeptieren.

Im Beitrag wird der Fall der Handschlag-Verweigerer kurz aufgerollt. Dabei wird Bundesrätin Simonetta-Sommaruga zitiert: «Wir können das nicht akzeptieren, auch nicht im Rahmen der religiösen Freiheit. Der Händedruck gehört zu unserer Kultur.»

Amer, der schon sein ganzes Leben in der Schweiz lebt, versteht nicht, wieso aus dem Handschlag eine solche Affäre gemacht werde. Seine Mitschüler würden das ebenfalls so wahrnehmen.

«Faktisch ist es kein Problem», sagt er. Seine Mitschüler seien alle seine Freunde und würden seine Kultur akzeptieren. Amer gibt sich aufgeschlossen: «Ich möchte viel lernen und etwas für die Schweizer Gesellschaft tun.» Aber den Händedruck möchte er weiterhin verweigern.

«Schau wo du lebst und was für ein Glück du hast»

Der kurze Beitrag von «Al Jazeera» wurde auf Facebook veröffentlicht und schon fast tausendmal geteilt. Die Kommentare liessen nicht lange auf sich warten. Der Tenor ist klar: «Folge den Regeln des Landes, in dem du lebst», findet Mohammed Jan.

«Beiss nicht die Hand, die dich füttert»: Viele Kommentatoren auf der Facebook-Seite von AJ+ können die Familie nicht verstehen.

Fast alle Kommentare können die Ansichten der Familie nicht verstehen: «Diese Beschwerde ist einfach nur albern», kommentiert Noura Mroueh. Zudem müsste die Familie dankbar sein, für die Chance die sich ihr biete: «Schau wo du lebst und für ein Glück hast», findet Jesse-Aron. «Es ist nur ein Handschlag, steht drüber», schreibt Mark Mansour.

Derweil verweigern Amer und sein Bruder den Handschlag noch immer. Noch ist nicht klar, ob die Familie gegen den Entscheid der Basler Bildungsdirektion vorgeht. Die Handschlag-Affäre ist nun auch in Bundesbern Thema.

Die Baselbieter SVP-Nationalrätin Sandra Sollberger hat eine Motion eingereicht, mit welchem sie vom Bundesrat Abklärungen verlangt, «ob die gesetzlichen Grundlagen für die Durchsetzung des Handschlags in der Schweiz vorhanden ist».

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