Krawall vor Konzert in Basel
Antifa attackiert Band wegen Nazi-Ästhetik

Die österreichische Band Nachtmahr hat mit ihrem Auftritt in Basel provoziert. Wegen ihrer Nazi-Ästhetik haben sich Anti-Faschisten die Band vorgeknöpft und haben Konzert-Besucher angegangen.
Publiziert: 26.02.2020 um 17:13 Uhr
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Aktualisiert: 27.02.2020 um 08:13 Uhr
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Die österreichische Band Nachtmahr ist am Samstag im Parterre One in Basel aufgetreten. Ihre Uniformen erinnern an das Dritte Reich, ihre Liedtexte handeln von Krieg und Vaterland.
Foto: Instagram/Schwarz Ton
Dominique Rais

Uniformen, die an das Dritte Reich erinnern und Liedtexte die von Krieg und Vaterland handeln: Die österreichische Band Nachtmahr ist für ihre Nazi-Ästhetik bekannt. Auch beim Konzert im Parterre One am vergangenen Wochenende in Basel weckte Nachtmahr Erinnerungen an dunkle Tage des Nationalsozialismus.

So erinnern die Armbinden mit dem grossen «N», die von der Band getragen werden, stark an die Hakenkreuz-Armbinde. In ihren Liedern singen Nachtmahr vom «Verräter am Vaterland», «Weltmacht oder Niedergang» und «Heldenblut». Für viele: Pure Provokation! Trotzdem wurde den Österreichern kein Auftrittsverbot erteilt. Und das obwohl Nachtmahr bereits im Vorfeld ihres Auftritts für erhitzte Gemüter gesorgt haben.

«Es beleidigt mich, als Nazi bezeichnet zu werden»

Mehrere Antifa-Anhänger haben sich die Band – deren Ästethik und Texte «eindeutig neonazistisch» seien – vor dem Konzert vorgeknöpft und «vermöbelt», wie «barrikade.info» berichtet. Toprak Yerguz, Sprecher der Kantonspolizei Basel-Stadt, bestätigt gegenüber BLICK den Vorfall. «Wir haben am Samstagabend die Meldung erhalten, dass mehrere Personen in ein Lokal auf dem Kasernen-Areal gekommen sind und dort anwesende Personen angegangen haben», sagt Yerguz. Dabei soll es sich um Konzert-Besucher gehandelt haben.

Umgehend rückte eine Polizei-Patrouille aus. Doch vor Ort konnten laut Yerguz «keine Personen dingfest gemacht oder kontrolliert werden». Die Polizei habe daraufhin mit den anwesenden Personen gesprochen, doch niemand wollte Anzeige erstatten.

Zuvor wurde der Nachtmahr-Sänger laut «barrikade.info» am Nachmittag von Antifaschisten in Kleinbasel gesichtet. Er habe ein Band-T-Shirt getragen auf dem gross «Weltmacht oder Niedergang» prangte. Brisant: Bei dem Schriftzug handelt es sich um das erste Album der deutschen nationalsozialistischen Black-Metal-Band Totenburg. 2014 wurde es von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien in Deutschland auf den Index gesetzt.

Nachtmahr-Sänger schockiert wegen «unprovoziertem Angriff» auf Fans

Frontsänger Thomas Rainer bestreitet in Interviews immer wieder seine Nähe zum Rechtsextremismus. «Ich bin ein Österreicher und ein Patriot. Ich kann per Definition kein Nazi sein», sagte er zum Musik-Blog «I Die: You Die». Rainers Erklärung: «Die Wurzeln unseres Landes liegen im österreichisch-ungarischen Reich, das weit über alles hinausgeht, was Deutschland jemals war und jemals sein wird. Dieses Erbe wurde uns durch den Schatten des deutschen Dritten Reiches genommen.»

Zum Vorfall in Basel sagt Rainer, der eigenen Angaben zufolge selbst nicht attackiert wurde, zu BLICK: «Da wir prinzipiell jede Form körperlicher Gewalt ablehnen, bin ich immer noch schockiert von dem Angriff auf unsere Fans.» Laut dem Sänger sei es «ein unprovozierter Angriff von 15 Antifa-Aktivisten auf vier Fans» gewesen.

Nachtmahr ordnet sich dem Industrial-Techno zu. «Ein zentrales Thema in unserer Musik ist BDSM und Uniformfetischismus, der auch in unseren Bühnenoutfits, die Uniformen diverser Länder und Epochen abdecken, Niederschlag findet», so der Frontsänger.

«Wir distanzieren uns von nationalsozialistischen Inhalten und Kriegsverherrlichung»

BLICK konfrontiert Lawrence Pawelzik, den Betriebsleiter des Förderkreises Kultur- und Sozialprojekte Basel, der für das Kulturprogramm im Lokal Parterre One verantwortlich ist, mit dem Auftritt von Nachtmahr. «Das Konzert wurde von einem externen Veranstalter, der bereits zuvor Konzerte im Gothic-Bereich im Parterre One organisiert hat, durchgeführt», sagt dieser. Der Veranstalter «Schwarz Ton» habe laut Pawelzik garantiert, dass er nie eine rechtsextreme Band buchen würde.

«Eine wesentliche Komponente des Industrials war und ist die Provokation entlang den äussersten Ränder des Erträglichen», sagt Chris Fuchs vom Veranstalter «Schwarz Ton». Ob das Parterre One die Zusammenarbeit mit dem externen Veranstalter fortführt, steht noch nicht fest.

«Wir distanzieren uns von Rechtsextremismus und Nationalsozialismus sowie jeglicher Art von Kriegsverherrlichung», so Pawelzik. Doch schon jetzt ist klar: «Eine Band wie Nachtmahr werden wir nicht mehr tolerieren. Der Auftritt der Band mit ihrem Militär-Outfit, ihren Texten und der Thematisierung von Krieg – das ist für unser Haus nicht tragbar.»

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