Mittagszeit bei der Haltestelle in Tenniken BL. Dutzende Schüler warten an diesem Freitag auf den Bus. Als er kommt, drängen die Kinder in das Niederflurfahrzeug – sie wollen möglichst schnell nach Hause. Doch wie fast jedes Mal finden nicht alle Schüler Platz. Und das, obwohl jeder Sitzplatz besetzt ist und viele der Knirpse stehend mitfahren. Als der grosse Bus losfährt, stehen ein paar Kinder verloren an der Haltestelle – sie müssen auf den nächsten warten.
Mehrere Eltern in der Region finden diesen Zustand unhaltbar. Sie setzen sich für einen Schulbus ein, der für Schüler reserviert ist. So hatte man es den Bürgern der drei Gemeinden Eptingen, Diegten und Tenniken versprochen, als man die Schulen 2010 zusammenlegte. Es wurde sogar vertraglich festgehalten.
Auch Kindergärtler betroffen
Und doch müssen die Schüler der drei Gemeinden seit knapp zwei Jahren im öffentlichen Bus zur Schule. Vor allem Kindergärtlern sei dies nicht zuzumuten, finden viele: «Die Kinder stehen nach der Schule alleine bei der Haltestelle, finden oft keinen Sitzplatz und gehen bei der Busfahrt regelmässig verloren», schildert Jeannine Schweizer (39) aus Eptingen die Lage.
«Die Kinder sind noch viel zu klein, um selbständig mit dem Bus zur Schule fahren zu können», sagt auch Hans-Peter Degen (51). Drei seiner Kinder gehen zurzeit in die Kreisschule, das Jüngste ist noch im Kindergarten. «Sie drängen stehend in den Bus – was gefährlich ist, wenn der Bus stark bremsen muss.» Regelmässig steigen Kinder an der falschen Haltestelle aus, weil, so Degen, die zwei Begleitpersonen bei so einem vollen Bus keine Übersicht haben.»
Als die Schulgemeinde den Schulbus einsparte, brachten die Betroffenen ihre Bedenken ein – ohne Erfolg: «Uns nahm man einfach nicht ernst», sagt Jeannine Schweizer. Weil auch der Regierungsrat ihre Beschwerde auf Wiederherstellung des Schulbusbetriebs abwies, gelangten die Eltern mit ihrem Anwalt ans Kantonsgericht Basel-Landschaft.
Letzten Herbst bekamen sie recht: In dem Urteil, das SonntagsBlick vorliegt, kommen die Richter zum Schluss, dass es einen separaten Schulbus braucht: «Bei der Gründung der Kreisschule war immer von einem zusätzlichen Schulbus die Rede», halten sie fest. Und: «Mit dieser Massnahme konnte man wohl dem grössten Nachteil der Kreisschulbildung, nämlich der Beschulung ausserhalb des Wohnorts, entgegenwirken.»
Eltern reichten Beschwerde ein
Das Urteil ist rechtskräftig, nun wäre die Kreisschule am Zug. Doch statt das Urteil umzusetzen, spielte der Kreisschulrat auf Zeit. Also reichten die Eltern bei der kantonalen Bildungsdirektion eine Aufsichtsbeschwerde ein, die noch hängig ist. Auf Anfrage erklärt Monique Juillerat von der Bildungsdirektion Basel-Landschaft: «Die drei Gemeinden müssen das Urteil umsetzen.»
Inzwischen beschäftigt der abgeschaffte Schulbus nicht nur Juristen, sondern auch die Stimmbürger.
Die Kreisschulgemeinde unternahm zwei Anläufe, um das Kantonsgerichts-Urteil zu umgehen: Zunächst legte man den drei Gemeindeversammlungen Mitte November eine Vorlage zum Schülertransport vor: Der Kreisschulvertrag sollte so geändert werden, dass auch ein öffentlicher Bus für den Schülertransport genutzt werden kann. In Eptingen stimmten bei fünf Enthaltungen 32 Bürger dafür, 14 dagegen. Die Eltern fochten das Ergebnis beim Regierungsrat an. Zudem sollen über die Änderung des Kreisschulvertrags nun die Bürger aller drei Gemeinden abstimmen – am 4. März.
Schulwegexperte Sandor Horvath, Anwalt der Familie Degen, meint: «Nicht nur Bürgerinnen und Bürger müssen sich an Gesetze und Urteile halten, auch der Staat. Dass der Kreisschulrat ein höchstrichterliches Urteil nicht umsetzt, ist rechtsstaatlich unhaltbar.» Kreisschulpräsidentin Petra Cantaluppi beteuert: «Wir suchen zurzeit einen Anbieter für einen Schulbus – doch das geht nicht so schnell.» Gleichzeitig solle, wie bereits versucht, der Kreisschulvertrag so geändert werden, dass die Kinder in Zukunft mit dem öffentlichen Verkehr zur Schule fahren dürfen: «Die meisten Kinder schaffen das problemlos», so Cantaluppi.
Wie Degen und Schweizer berichten, werden die Eltern der betroffenen Kinder in ihrer Gemeinde angefeindet und in der Regionalpresse als Querulanten hingestellt: Jeannine Schweizer: «Dabei geht es uns nur um einen sicheren Schulweg für unsere Kinder!»
Kommentar von Ina Bauspiess, Mitarbeiterin Verlag
Letzte Woche überraschte mich die vierjährige Tochter meiner Freundin. Am Donnerstag durfte ich sie einen Abend lang hüten, am Samstag war der Geburtstag ihres Mamis. Spontan entstand die Idee, gemeinsam eine Überraschung zu basteln.
Dank Stiften und Kleber zierte nach 60 Minuten eine bunte Papptorte den Tisch im Kinderzimmer. Das Versteck für die nächsten 48 Stunden war genauso ruckzuck gefunden: Die Torte wanderte unter das rosa Mädchenbett. Doch auf dem Heimweg kamen mir Zweifel, ob sich Laura am Donnerstag noch an die schöne, bunte Torte erinnern würde – und an ihr Versteck. Via SMS informierte ich den Vater, damit er dem Kindergedächtnis zur Not nachhelfen könnte.
Das war unnötig, wie sich herausstellte. Am Samstag um 7 Uhr stand Laura mitsamt Papptorte an Mamis Bett und trällerte ein Lied – es war ein voller Erfolg!
Dabei hatte ich 50 zu 50 damit gerechnet, dass Laura die Überraschung in zwei mit Spielkameraden und Stofftieren angefüllten Tagen vergessen würde.
Ähnlich hoch schätze ich das Risiko ein, dass ein Kindergartenkind seine Bushaltestelle verpasst.
Zu schnell sind die Kleinen fasziniert vom neuen Plüschkaninchen des Gschpändlis auf dem Nachbarsitz oder von der bunten Mütze des Fahrgasts links am Fenster. Denken Sie jetzt bitte nicht, ich hätte ein besonders dummes oder ein besonders intelligentes Kleinkind zu Hause. Ich bin kinderlos.
Aber ich würde weder Laura noch irgendein gleichaltriges Kind, das in meiner Obhut ist, alleine Bus fahren lassen.
Kommentar von Ina Bauspiess, Mitarbeiterin Verlag
Letzte Woche überraschte mich die vierjährige Tochter meiner Freundin. Am Donnerstag durfte ich sie einen Abend lang hüten, am Samstag war der Geburtstag ihres Mamis. Spontan entstand die Idee, gemeinsam eine Überraschung zu basteln.
Dank Stiften und Kleber zierte nach 60 Minuten eine bunte Papptorte den Tisch im Kinderzimmer. Das Versteck für die nächsten 48 Stunden war genauso ruckzuck gefunden: Die Torte wanderte unter das rosa Mädchenbett. Doch auf dem Heimweg kamen mir Zweifel, ob sich Laura am Donnerstag noch an die schöne, bunte Torte erinnern würde – und an ihr Versteck. Via SMS informierte ich den Vater, damit er dem Kindergedächtnis zur Not nachhelfen könnte.
Das war unnötig, wie sich herausstellte. Am Samstag um 7 Uhr stand Laura mitsamt Papptorte an Mamis Bett und trällerte ein Lied – es war ein voller Erfolg!
Dabei hatte ich 50 zu 50 damit gerechnet, dass Laura die Überraschung in zwei mit Spielkameraden und Stofftieren angefüllten Tagen vergessen würde.
Ähnlich hoch schätze ich das Risiko ein, dass ein Kindergartenkind seine Bushaltestelle verpasst.
Zu schnell sind die Kleinen fasziniert vom neuen Plüschkaninchen des Gschpändlis auf dem Nachbarsitz oder von der bunten Mütze des Fahrgasts links am Fenster. Denken Sie jetzt bitte nicht, ich hätte ein besonders dummes oder ein besonders intelligentes Kleinkind zu Hause. Ich bin kinderlos.
Aber ich würde weder Laura noch irgendein gleichaltriges Kind, das in meiner Obhut ist, alleine Bus fahren lassen.