Vor über drei Jahren überfiel Kickboxer Paulo Balisha mit einem vermummten Trupp von Schlägern die Kampfsportschule seines Kontrahenten Shemsi Beqiri in Reinach BL (BLICK berichtete). Die Ermittlungen dauerten und dauerten – jetzt endlich liegt die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft vor. Sie hat es in sich.
Lange Liste von Vorwürfen
Im Fall, der unter dem Namen «Dojo» schweizweit bekannt wurden, hat die Justiz gegen 16 Personen Anklage erhoben. Der Hauptvorwurf: mehrfache versuchte schwere Körperverletzung, mehrfache, teilweise versuchte, einfache Körperverletzung, Angriff, mehrfache Freiheitsberaubung und Hausfriedensbruch.
Das ist noch nicht alles: Gegen die 16 Beschuldigten wurden des weiteren in 24 Fällen Nebenklagen erhoben. Auch hier ist die Liste der Vorwürfe lang: Landfriedensbruch, Gewalt und Drohung gegen Beamte, Drohung, Pornografie bis hin zu Widerhandlungen gegen verschiedene Gesetze (Waffengesetz, Strassenverkehrsgesetz, Betäubungsmittelgesetz, Sportförderungsgesetz).
Daneben wurde gegen eine weitere beschuldigte Person wegen falschem Zeugnis Anklage erhoben. Die Strafverfahren gegen neun weitere Beschuldigte in der Hauptsache wurden von der Staatsanwaltschaft rechtskräftig eingestellt.
Massenschlägerei im Dojo
Der Konflikt zwischen den zwei Kickbox-Konkurrenten schwelte schon lange. Am 24. Februar 2014 kams zum Showdown. Paulo Balicha stürmte zusammen mit rund zwanzig maskierten Schlägern die Kampfsportschule von Shemsi Beqiri in Reinach BL. Vor den Augen der Box-Schüler drosch er auf Beqiri ein – mit Schlagstöcken und Baseballschlägern bewaffnet standen ihm seine Begleiter zur Seite.
Juristisch passierte aber lange nichts. Balicha war trotz laufenden Ermittlungen auf freiem Fuss. Shemsi Beqiri platzte Anfang Jahr der Kragen: Der Kickboxer schaltete in der «Basler Zeitung» ein halbseitiges Inserat, Kostenpunkt rund 10'000 Franken. Titel: «Offener Brief an Staatsanwalt Stefan Fraefel».
Darin fuhr Beqiri dem Baselbieter Staatsanwalt brutal an den Karren. «Für wen stehen Sie eigentlich ein? Die Täter oder die Opfer? Recht oder Unrecht?», steht da zum Beispiel. Oder: «Ich hege den Verdacht, dass Ihre Abteilung mit den laufenden Ermittlungen überfordert ist.» (pma)