Blocher. Immer wieder Blocher. «Ein guter Kopf», sagt Peter Gut. Und schiebt nach: «Für einen Karikaturisten!» Dieses Gesicht! Ein Keil, der sich nach unten zuspitzt. Polarisierend. Ein Programm wie die Politik, die Blocher macht.
Ein guter Kopf also für einen wie Peter Gut. Seit über drei Jahrzehnten setzt er solche Köpfe in Szene: mit leichtem Bleistift, grossflächigem Pinsel oder mehrschichtig in Acryl. In seinem Kopf steckt die Welt – Merkel, Putin, Obama, gute Köpfe. Diese Welt hat Peter Gut für sich erobert. Von Kloten ZH aus, aus kleinbürgerlichem Milieu, wo es ein ewig kränkelnder Vater bis zum Magaziner bei der Swissair gebracht hatte und «Kunst keinen Stellenwert besass», wie Gut sagt. Der Junge, ein Einzelkind, schuf sich mit Zeichnen eine Gegenwelt zu dieser Tristesse und nach einer Schriftsetzerlehre sogar einen Beruf.
Die Frage ist: Was ist Peter Gut eigentlich? Ein Cartoonist in der Tradition jener Künstler, die ihre Entwürfe erst auf Pappe bannten? Ein Karikaturist, abgeleitet vom lateinischen carrus, als Sinnbild für zeichnende Spassvögel, die ihre Elaborate buchstäblich mit Satire überladen? So viel steht fest: Peter Gut ist kein hemmungsloser Spassmacher. Kein lauter Sprücheklopfer. Eher ein stiller Beobachter, der seine Antennen ausfährt und sich so die Welt erschliesst. Er selber mag es unaufgeregt. «Ich», sagt er, «bin ein Zeichner.»
Mit seinem Strich hat er es weit gebracht, seit 1983 eine erste Zeichnung aus seiner Feder im Winterthurer «Landboten» erschienen ist. Heute arbeitet er für NZZ, «Bilanz» oder auch «Zeit», und inzwischen ist auch die schreibende Zunft von dem gut Gezeichneten begeistert. «Gewaltige Bilder», urteilt etwa die «Zeit», seien das Resultat. Seine Porträts aus «der Welt der Wirtschaftsbosse geniessen Kultstatus», meint der «Tages-Anzeiger». Und die «Basler Zeitung» titelt gar euphorisch: «Dieser Witz, dieser Strich.»
Selbst die Porträtierten können sich oft dem Charme der Karikaturen nicht entziehen. Abba-Star Frida etwa kaufte Peter Guts Zeichnung, auf welcher der wahlkämpfende Barack Obama Abba mit Abbas, dem Palästinenserpräsidenten, verwechselt.
Unternehmer wie Ex-Roche-Chef Franz Humer oder Peter Spuhler, alt Bundesräte wie Hans-Rudolf Merz oder Starjurist Peter Nobel haben Unikate erstanden.
Es gibt aber auch die anderen, die Gut offensichtlich nicht gut finden. Alt Bundesrat Moritz Leuenberger etwa meinte nach der Ansicht einer Zeichnung, die seinem Selbstbild offenbar nicht entsprach, zum Zeichner: «Mit Ihnen rede ich nicht!»
Peter Gut steckt solche Kommentare professionell weg. Er schaut beim Gezeichneten dahin, «wo es hockt», wie er sagt. Vielleicht ist es das, was manch einer nicht erträgt. Denn Gut ist nicht zynisch, seine Zeichnungen sind keine abstossenden Fratzen, sondern «aufs Wesentliche reduzierte Kompositionen», wie er sagt. Und das will vielleicht nicht jeder sehen. Vor allem wenn es einen selbst betrifft.
Peter Gut. Fürs Leben gezeichnet, 7. März bis 21. Juni, Cartoonmuseum Basel.