Güsel-Grüsel machen Basler Förster ratlos
Der Wald wird zur Müllhalde

Kühlschränke, Autopneus, Mobiliar: Fast einen Kubikmeter Müll schleppen der Förster Christian Kleiber und sein Team pro Woche aus dem Wald. Heute hat er die Sauerei der Öffentlichkeit gezeigt.
Publiziert: 29.07.2015 um 19:04 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:21 Uhr
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Der Müll wird sogar mit dem Auto herangekarrt und im Wald entsorgt.
Foto: ZVG

Matratzen, Einkaufswagen, Stühle, Styropor-Verpackung, Fernseher, Ventilator, Teppich, Einbauofen, aber auch dutzende Autoreifen. Pro Jahr kommen im Basler Hardwald alleine über hundert Reifen und Räder zusammen - sicher nicht alle von Privaten deponiert.

Und das Schlimmste: Erwischt wird kaum je ein Abfallsünder.

Revierförster Christian Kleiber hat genug: Um die ganze Misere der Öffentlichkeit zu zeigen, hat er heute die Medien zu sich nach Birsfelden gerufen.

In Stadtnähe sei das Litteringproblem deutlich grösser als etwa im Oberbaselbiet, sagte Kleiber. Sein Wald sei eben nahe und für die respektlosen Grüsel gut erreichbar.

Per Auto wird der Müll herangekarrt

Der freie Zutritt zum Wald steht im Schweizer Zivilgesetzbuch, doch nicht alle benähmen sich korrekt. Auch die Trinkwasser-Filterungs- und Speicherfunktion sei zu sichern, mahnt Kleiber. Der Hardwald misst rund 200 Hektaren; insgesamt bewirtschaftet die Bürgergemeinde der Stadt Basel knapp 700 Hektaren Wald.

Grössere Müllstücke werden entlang der Waldstrassen deponiert. Am Strassenrand findet der Förster auch viele Gartenabfälle, ebenfalls extra heimlich per Auto heran gekarrt. Solches stört nicht nur die Bodenflora, sondern bringt auch fremde Arten in den Wald. Alleine die Neophyten-Entsorgung beschere 250 Arbeitsstunden im Jahr.

Zu den Abfall-Grüseln kommen noch die Vandalen

Bei Feuerstellen liege besonders viel Müll - auch Haushaltabfälle - und dort würden ganze, extra für Waldbesucher montierte Sitzbänke und Tische abgefackelt sowie Bäume per Axt gefällt. Einweggrills brennten zudem Löcher in Bänke.

Kleiber berichtet überdies von einer per Akkuschrauber in lebendes Holz gezimmerten Baumhütte, im Dutzend per Motorsäge gekappten Jungbäumen, einer fast zwei Meter tief gegrabenen Survival-Höhle oder durch Hanfpflanzen ersetztes Jungholz in Wildschutzgittern.

Der Förster traut sich abends nicht in den Wald

Unter dem Strich kommen fast 40 Kubikmeter Kleinmüll plus Sperrgut im Jahr zusammen.Die Bürgergemeinde scheint ratlos, was man gegen das Problem tun kann.

An den heikelsten Terminen, warmen trockenen Sommer-Wochenend-Abenden, traut sich Kleiber nicht an die Hotspots, um für Ordnung zu sorgen: Die Übeltäter seien meist alkoholisiert und nie allein; das sei zu gefährlich. Und die Polizei habe andere Prioritäten. (SDA/bih)

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