Georges C. (†60) in Dreirosenanlage getötet
Basler Kinder trauern um Obdachlosen

Der Obdachlose Georges C. (†60) war die gute Seele der Basler Dreirosenanlage. Viele Schulkinder des angrenzenden Schulhauses legten Zeichnungen für den Getöteten am Tatort nieder.
Publiziert: 22.12.2017 um 23:42 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 19:40 Uhr
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Während des ganzen Tags legten Kinder Zeichnungen für den ermordeten Obdachlosen Georges C. nieder.
Foto: Michael Sahli
Michael Sahli

Den ganzen Tag über strömen Kinder des angrenzenden Schulhauses zum Basketballplatz in der Basler Dreirosenanlage, wo Georges C.* (†60) am Donnerstagmorgen tot aufgefunden wurde. Viele weinen. Der Obdachlose war im ganzen Quartier bekannt, ein Original. Selbst im Winter schlief er draussen, als einer der wenigen. In der Nacht auf Donnerstag wurde er an seinem Stammplatz Opfer eines Gewaltdelikts, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Wie und warum er sterben musste ist offen. 

Für die Schulkinder war der 60-Jährige eine Art netter Onkel. «Jedes Mal wenn der Ball in die Ecke rollt, wo Georg immer sass, werde ich traurig», sagt eine Zehnjährige, die mit ihrer Mutter eine Rose am Tatort niederlegt. Im Gegensatz zu anderen Obdachlosen sei Georg immer freundlich gewesen.

Kinder legen Zeichnungen und Botschaften nieder

Die Abschiedsbotschaften der Kids sind herzzerreissend: «Warum isch dr Georg gstorbe?», steht neben einer Kinderzeichung. «Warum, warum, warum hesch du das gmacht, du bösi, bösi Person?», so die Nachricht des Kindes an den Täter. Ein kleines Mädchen tröstet: «Georg ist jetzt im Himmel.»

Auch bei  Marc Moresi, dem Leiter der Freizeithalle Dreirosen, sitzt der Schock tief: Das Quartieroriginal hatte weder Probleme mit den Dealern, die sich im Park herumtreiben, noch mit sonst irgendwem. «Er ist schon seit Jahren hier im Park, gehörte quasi zum Inventar», so der Sozialarbeiter.

«Wehe, ich erwische den Mörder»

In Basel gibt es immer mehr Obdachlose. Wie der Basler Verein für Gassenarbeit Schwarzer Peter mitteilt, habe man 2016 fast 850 Neuanmeldungen gehabt – im Jahr 2010 waren es erst 213.

Über die Geschichte des urbanen Aussteigers Georges ist nicht viel bekannt. «Er hat sich das Leben auf der Strasse selber ausgesucht, ich glaube er war ursprünglich Bündner», sagt ein Bekannter über den Mann, der früher auf dem Bau gearbeitet habe. «Er war zufrieden, hat viel gelesen, ging im Hallenbad duschen.» In der Basler Obdachlosenszene wächst die Wut. «Heute Nacht werde ich an Georgs Stammplatz Wache halten – wehe, ich erwische den Mörder», sagt einer.

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