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Familie wurde für Abstimmung aus Saal geworfen
Bubendorf BL schmettert Einbürgerung von Trainerhosen-Kosovare ab

Der Traum vom roten Pass ist für den Kosovaren Hamdi Halili zum zweiten Mal geplatzt. Brisant: Hätte der Präsident der Bürgergemeinde Bubendorf BL seine eingebürgerten Familienangehörigen nicht aus dem Saal geworfen, wäre ein anderes Ergebnis herausgekommen.
Publiziert: 23.12.2019 um 19:11 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2020 um 15:07 Uhr
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Archivaufnahme aus dem Jahr 2006, als Hamdi Halili und seine Familie um eine Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz kämpften.
Foto: BZ Basel/Lorandi

Beim ersten Mal scheiterte die Einbürgerung unter anderem daran, dass er in Trainerhosen durchs Dorf lief. Nun wurde dem Kosovaren Hamdi Halili der Schweizer Pass erneut verwehrt. Grundlos.

Die Bürgergemeinde von Bubendorf BL musste am Samstag auf Anweisung des Kantonsgerichts ein zweites Mal über den Einbürgerungsentscheid für den Familienvater entscheiden. Aus der Abstimmung machte der Präsident der Bürgergemeinde ein Staatsgeheimnis: Journalisten wurden beim betreffenden Traktandum der öffentlichen Veranstaltung aus dem Saal spediert.

Doch damit nicht genug. Wie «BZ Basel» berichtet, wurden auch die Frau und die beiden Söhne von Halili, die inzwischen eingebürgert sind und somit stimmberechtigt waren, aus der Bürgerstube geschmissen.

Bürgerrat enthielt sich der Stimme

Das Resultat: Das Einbürgerungsgesuch des Kosovaren wurde mit 23 zu 21 Stimmen bei 22 Enthaltungen abgelehnt. Heisst: hätten die stimmberechtigten Familienangehörigen im Saal bleiben dürfen, hätte es für den roten Pass gereicht!

Laut dem Bericht machte hinter den verschlossenen Türen ein eingebürgerter Ostdeutscher Stimmung gegen Halili. Doch auch der Bürgerrat spielte eine «fragwürdige» Rolle. Denn in den Einladungsunterlagen schrieb er zu den Einbürgerungsgesuchen: «Die Gesuchsteller erfüllen die Voraussetzungen für eine Aufnahme in unser Gemeindebürgerrecht.» Trotzdem enthielt er sich bei der Abstimmung zu Halili der Stimme.

2005 erhielt Familie Kirchenasyl

Dass die Bürgergemeinde erneut keinen stichhaltigen Grund gegen die Einbürgerung Halilis hatte, bestätigt Präsident Roger Frey der Zeitung gegenüber indirekt: «Wenn der Kanton von uns eine Begründung für die Ablehnung verlangt, haben wir ein Problem.»

Im Jahr 2005 wollte der Bund die Familie eigentlich zurück in den Kosovo schicken. Doch etliche Bubendorfer stemmten sich dagegen. Die Kirchgemeinde gewährte der Familie Kirchenasyl. 2006 lenkten die Behörden ein und erteilten den Halilis eine Aufenthaltsbewilligung. Ob Halili gegen den neusten Entscheid der Bürgergemeinde vorgehen will, ist unklar. Wie Bekannte dem Bericht zufolge sagen, hat der Kosovare den Kampf um den roten Pass aufgegeben. (noo)

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