Von der Rede von Bundesrätin Simonetta Sommaruga an der 1.-August-Feier in Muttenz BL bekam Thomas Beutler* wenig mit. Während die Politikerin über Frieden, Flucht und Rhabarber sprach, musste sich der 36-Jährige abseits vom Festvolk einer Polizeikontrolle unterziehen. Gemeinsam mit 14 anderen (BLICK berichtete).
Vor den Augen der Kinder wurden sie vom Gelände geführt. Ein Betroffener musste seinen 6-jährigen Sohn allein zurücklassen. Meinrad Stöcklin, ehemaliger Sprecher der Polizei Basel-Landschaft, wettert gegen das Vorgehen seiner Ex-Kollegen: «Das war pure Machtdemonstration», sagt er zu BLICK.
«Völlig lächerlich»
Auch die Kontrollierten konnten es kaum fassen. Während die Polizei ihre Personalien aufnahm, fesselten die Beamten ihre Hände mit Kabelbinder. Stöcklin findet das lächerlich: «Das macht man beispielsweise, wenn grosse Gruppen von Demonstranten kontrolliert werden. Aber doch nicht bei friedlichen Festgängern.»
Man habe auf Hinweise zu möglichen Zwischenfällen mit Rechts- und Linksextremen reagiert, begründet die Polizei Basel-Land die Kontrollen. Es seien jene Personen kontrolliert worden, die den Beamten «verdächtig erschienen».
«Fernab von jeder Realität»
Doch mit solch einer Härte gegen mögliche «Verdächtige» vorgehen? «Das ist fernab von jeder Realität», so der Ex-Sprecher. Es sei nicht nötig gewesen, aktiv auf die Festgänger zuzugehen. Man hätte einfach Präsenz zeigen und erst dann einschreiten sollen, wenn wirklich etwas passiert wäre, meint Stöcklin.
Schlussendlich hat die Polizei gegen keinen der Kontrollierten Anzeige erstattet. Sie durften nach einer halben Stunde wieder aufs Festgelände. Zurück zu ihren Familien und Freunden. «Sommaruga haben wir aber verpasst, sie war schon weg», sagt Thomas Beutler enttäuscht. Sommarugas Departement wollte gegenüber BLICK keine Stellung nehmen.
*Name geändert