Er täuschte selbst die Polizei
Irrer Stalker verprügelte sich selber

Ein aus dem Haus geworfener Italiener inszenierte eine wilde Bedrohungsgeschichte, um als «Beschützer» wieder bei Frau und Kind einziehen zu dürfen. Er stellte gar Kreuze im Quartier auf und bewarf das eigene Haus mit Steinen. Höhepunkt war ein vorgetäuschter Angriff auf sich selber.
Publiziert: 29.01.2016 um 20:56 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 21:05 Uhr
In Bubendorf BL inszenierte der irre Stalker die vermeintlichen Angriffe auf seine Familie.
Foto: maps.google.ch

Er zerkratzte seinen eigenen Oberkörper, schlug sich mit einem Stein selber gegen den Kopf, daraufhin hauchte er seiner Freundin ins Telefon, sie solle ihm zu Hilfe eilen. Als sie am «Tatort» eintraf, lag der Italiener scheinbar bewusstlos am Boden. Als er «aufwachte», waren seine ersten Worte «ihr Drecksbastarde».

Der Italiener aus Bubendorf BL steht derzeit vor dem Strafgericht Muttenz, berichtet die Basler Zeitung. Es handelt sich um einen besonders irren Fall von Stalking. Der Mann wird angeschuldigt, eine wilde Drohkulisse aufgebaut zu haben, um seine Freundin in Angst zu versetzen. Denn die Frau, mit der er eine Tochter hat, hatte ihn aus dem Haus geworfen. Er wollte es schaffen, als «Beschützer» wieder einzuziehen – was ihm sogar gelang.

Er stellte Kreuze im Quartier auf

Um die konstruierte Story glaubhaft zu inszenieren, verschickte er auch Droh-SMS, verdächtigte ein befreundetes Paar, setzte Todesdrohungen ab, stellte im Quartier Kreuze auf und schmiss Steine gegen das eigene Haus. Selbst die Polizei fiel auf die miese Masche herein und begann zu ermitteln. Sie rückte mehrere Male aus, um die Ereignisse aufzunehmen, und fotografierte Haus und Umgebung. 

Erst bei einer Hausdurchsuchung kamen die Beamten dem Täter auf die Schliche. Dies, weil sie die Telefone fanden, von denen aus er die Droh-SMS verschickt hatte.

Die Staatsanwältin hätte vor dem Richter gerne zwei Jahre Freiheitsstrafe gefordert, doch da die Frau die Strafanzeige unterdessen wieder zurückgezogen hatte, beantragte sie nur noch 20 Monate und eine Busse.

Freundin hat sich mit dem Stalker versöhnt

Das Urteil wurde heute Nachmittag gefällt. Das Strafgericht Muttenz verurteilte den Mann unter anderem wegen mehrfacher Irreführung, Drohung, Beschimpfung zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 19 Monaten und 25 Tagen – als leicht unter der geforderten Strafe.   Der Italiener hat bereits eine vorzeitig angetretene, fünfmonatige Haft hinter sich.

Unterdessen hat sich der Italiener mit seiner Freundin versöhnt, schreibt die Basler Zeitung. Er übernachte teilweise wieder bei ihr. (ct)

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