Deutscher Zollbeamter und Schweizer SVP-Gemeinderat zoffen sich im Grenz-Stau
Schlägerei vor dem Schlagbaum!

Zum Glück waren die beiden Streithähne privat unterwegs. Sonst gäbe es jetzt am Zoll wohl noch mehr Ärger. Und auch in Herbetswil SO könnte der Gesamtgemeinderat wahrscheinlich kein Auge zudrücken. Bei dem Zoff!
Publiziert: 01.06.2017 um 23:53 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 06:40 Uhr
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Thomas Rosewich (55) vor seinem Mercedes-Van. Er rief die Polizei, weil «es so nicht geht».
Foto: Philippe Rossier
Ralph Donghi

Sie stehen beide an ihren Vans. Der deutsche Zollbeamte Thomas Rosewich (55) in Rheinfelden (D) an seinem silbernen Mercedes Viano. Auf der anderen Seite der Zimmermann und SVP-Gemeinderat Johann Allemann (51) in Herbetswil SO am dunkelblauen VW T5.

Vor einer Woche trafen die beiden gestandenen Männer mit ihren Autos aufeinander. Gleich vor der Grenze in Höhe Rheinfelden AG, auf der A98 in Fahrtrichtung Schweiz. «Ich war privat unterwegs und in Lörrach einkaufen», so Rosewich zu BLICK. Auch Allemann sagt: «Ich war in Rheinfelden, um Natursteinplättli zu kaufen.» Gegen 12 Uhr fahren beide heimwärts.

Plötzlich in die Lücke gefahren

Es gibt Stau. Der Deutsche dazu: «Die LKW rollten rechts, die Autos links.» Nur der Solothurner Allemann habe sich nicht daran gehalten. «Er fuhr plötzlich von rechts vor mir rein, erfasste den Rückspiegel meines Vans.» Allemann bestätigt es, erwidert aber: «Im Reissverschlusssystem hätte mich Rosewich reinlassen können.» Sein Widersacher entgegnet: «Ich konnte es nicht mal, musste gar bremsen!»

Weil die Autos fast stehen, steigt Rosewich aus und läuft dem Schweizer Van nach. «Als er das Fenster runterliess, sagte ich, dass er rausfahren soll, um den Schaden zu regeln.» Doch Allemann habe nur gesagt: «Hast ja meine Nummer. Und ausserdem kannst mich am Arsch lecken!» Weiterer Vorwurf des Deutschen: Der Schweizer sei einfach weggefahren.

SVP-Mann widerspricht der Version des Deutschen

Der SVP-Mann widerspricht dieser Version: «Das mit dem Arsch stimmt nicht. Ich sagte nur, er solle abfahren. Es gab ja nicht mal einen richtigen Schaden.» Der Zoff artet aus! Der Deutsche fängt sich ein Veilchen. Er sagt: «Allemann schlug mit der Faust auf mein Auge, meine Lippe. Und er trat aus dem Auto heraus mit den Füssen gegen mich.» Pikant: Erst danach soll Allemann endlich ausgestiegen sein. Als Rosewich die Brille verliert, stoppt der Streit.

Die Version des Schweizers klingt anders: «Rosewich griff mich im Auto am Kragen, boxte auf mich ein!» Er selber habe nur «eine Abwehrbewegung» gemacht. Dabei habe er den Deutschen getroffen. Er gibt nur zu: «Als ich ausstieg, schubste ich ihn weg.» Weggefahren sei er dann, weil es «Kindergartenzeugs» gewesen sei. Nicht so für den Deutschen. Er verfolgt seinen Schweizer Kontrahenten bis zur Grenze: «Ich rief die deutsche Polizei, denn so geht es nicht!»

Beide machten Anzeige

Die Streithähne werden vor Ort befragt. Der Deutsche zeigt den Schweizer an: «Wegen Nötigung, Unfallflucht, Körperverletzung.» Nur: «Dies schien den Solothurner nicht zu interessieren. Er ging sogar noch einen Mehrwertsteuerzettel abstempeln.» Allemann lacht: «Ich musste doch meine Plättli verzollen.» Er habe Rosewich auch angezeigt – wegen Körperverletzung.

Problem der beiden: Es gibt keine Zeugen. Bei Aussage gegen Aussage dürfte das Verfahren eingestellt werden. Für Rosewich ist nach dem Schlagabtausch klar: «Der gehört nicht auf die Strasse.» Der Gemeinderat kontert: «Mehr Toleranz würde nicht schaden.»

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