Es sind keine leichten Zeiten für die Kapo Basel-Stadt. Vor wenigen Tagen wurde ein Polizist wegen sexueller Belästigung einer Mitarbeiterin, rassistischen Beschimpfungen, «Sieg Heil»-Rufen und Aufforderungen zu Racial Profiling freigestellt. In einem externen Bericht von diesem Sommer wurde bereits eine grosse Unzufriedenheit unter den Beamten und Beamtinnen offengelegt.
Gegenüber SRF erklärt nun ein ehemaliger Polizist (35), dass er nach 14 Jahren aus dem Korps ausgetreten sei – der pausenlose Alltag habe ihn «ausgebrannt».
Chronisch unterbesetzt
«Ich habe Schlafstörungen bekommen und bin zunehmend dünnhäutig geworden.» Während das vor über einem Jahrzehnt noch kein Problem gewesen sei, bekomme er nun die Folgen zu spüren. «Ich habe gemerkt, es geht nicht mehr.»
Weiter mangle es an Vertrauen in die Führung, auch Kritik zum Umgang mit sexistischen und rassistischen Vorfällen wird oft geübt.
Der Kantonspolizei fehlt es ausserdem massiv an Personal – im Oktober dieses Jahres waren es rund 105 Polizisten und Polizistinnen zu wenig. Für die arbeitenden Beamten und Beamtinnen führt diese chronische Unterbesetzung zu massiver Überlastung.
In Hinblick auf den Eurovision Song Contest, der im Mai in der Rheinstadt abgehalten wird, und die Fussball-EM der Frauen, die im Juli beginnt, dürfte die Unterbesetzung einige Sorgenfalten auslösen.
«Beleidigt, bespuckt und gefilmt»
Laut dem Ex-Polizisten hätten sich bis zu 100 Überstunden pro Jahr angesammelt. Bei der Ausübung seines Berufs war er auch oft respektlos behandelt worden. So sei er in der Stadt oft «beleidigt, bespuckt und gefilmt» geworden.
Der viele Stress im Arbeitsleben habe ausserdem zu Problemen im Privatleben geführt. «Polizisten, die 20 Jahre an der Front waren, haben alle einen Scherbenhaufen zu Hause. Mir wurde klar: Der Polizeiberuf ist ein Beziehungskiller.»
Rooven Brucker, Polizeisprecher der Kapo Basel, versicherte, dass man bereits daran arbeitet, die Situation zu verbessern. Neben «substanziellen» Lohnerhöhungen soll auch ein Arbeitszeitmodell im Schichtmodus diskutiert werden.