Darum fahren Jugendliche nicht mehr Velo
Helm und Handy sind schuld

Mit dem Velo in die Schule fahren? Viel zu uncool. Lieber sitzen Schüler in Bus oder Tram. Da kann man Musik hören, mit seinen Freunden plaudern – und vor allem mit dem Handy spielen.
Publiziert: 25.09.2015 um 12:31 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 11:55 Uhr
Der Schulweg wird lieber mit dem ÖV als mit dem Velo zurückgelegt.

Mit dem Velo in die Schule zu fahren, ist out. Das liegt zum einen daran, dass viele Schüler mit dem Drahtesel überfordert sind. Im Kanton Bern, wo jeder sechste durch die Veloprüfung rasselt, erklärt man sich das so: Wegen motorischer Defizite sind die Schüler nicht in der Lage, gleichzeitig ein Handzeichen zu geben, zurückzuschauen und auch noch die Spur zu halten.

In den vergangenen 20 Jahren soll sich die Velo-Nutzung bei Kindern halbiert haben. Im Kanton Basel-Stadt etwa fahren nur noch 23 Prozent der 12- bis 17-Jährigen regelmässig mit dem Fahrrad zur Schule.

Natel-Sucht auf dem Schulweg

Speziell im Teenager-Alter scheint die Zweirad Abneigung gross zu sein: «Wir sehen gerade vor den Gebäuden der Weiterbildungsschulen weniger Velos als noch vor ein paar Jahren», sagt Simon Thiriet, Mediensprecher des Erziehungsdepartements Basel-Stadt heute in der «Basler Zeitung».

Die Schüler kommen stattdessen lieber mit dem ÖV. «Da kann man das Gspäänli begleiten und auch der Blick aufs Handydisplay geht einfacher als auf dem Velo.»

Soziale Kontakte und WLAN

Das bestätigt Polizeisprecher Martin R. Schütz. Bei manchen hätten die Smartphones einen so hohen Stellenwert eingenommen, um damit jederzeit soziale Kontakte zu pflegen, dass keine Unterbrüche durch Velo fahren geduldet würden. Die Werbekampagne der Basler Verkehrsbetriebe (BVB) für öffentliches WLAN scheint ihr Übriges getan zu haben.

Dass die Schüler lieber mit Tram und Bus fahren, hat aber auch mit Bequemlichkeit zu tun. «Es hat viele Trams gerade in der Nähe. Man kann sich einfach hinsetzen und es fährt los», begründet etwa ein Bub die Wahl seines Verkehrsmittels. Zudem könne man «auch Musik hören und ein wenig ausspannen» – das funktioniere auf dem Velo nicht.

Ein weiterer Grund gegen das Radeln ist der fehlende Coolness-Faktor – besonders schlecht kommen die Helmträger weg. Als Folge dieses «sozialen Drucks» genüge oft schon ein kleiner Defekt am Velo und das Fahren werde ganz aufgegeben, schreibt die «Basler Zeitung».

Ein bisschen Sport und eigene Muskelkraft ist dem Schulweg aber trotz allem geblieben: Laut Schütz hat das Trottinett in den letzten Jahren an Terrain gewonnen. (lex)

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