Leises Vogelgezwitscher, eine offene Ebene etwas abseits von Riehen BS. Die Bienen summen friedlich – nichts deutet darauf hin, dass viele von ihnen am Sonntagabend fast einem Feuer zum Opfer gefallen sind. Erst bei genauerem Blick auf die Bienenkästen von Imker Tacittin Özdemir (41) fallen die angesengten Büsche und ein durch Russ beschädigtes Bienenhaus ins Auge.
Dreiste Diebe hatten am Sonntagabend den Honig geklaut, den Özdemir den ganzen Tag lang geerntet hatte. 300 Kilogramm sind einfach weg. Zudem haben die Täter vermutlich ein Feuer gelegt. Drei von 14 Bienenvölker verendeten in den Flammen.
«Wir waren gerade etwas essen. Als wir zurückkehrten, war hier alles voller Feuerwehrleute. Zuerst dachte ich, meine Bienen hätten jemanden gestochen. Doch dann bemerkte ich, dass mein Honig verschwunden war.»
«Ich hege und pflege sie»
«Es fühlte sich an wie ein Stich in mein Herz», sagt Özdemir. Der finanzielle Aspekt des Honigdiebstahls sei für ihn zweitrangig. «Vielmehr schmerzen mich die 200'000 toten Bienen. Sie sind wichtig für die Umwelt und für dieses Land. Ich hege und pflege sie in vielen Stunden Arbeit.»
Rund 100 Stunden Arbeit stecken im geklauten Honig. Einmal im Jahr wird dieser abgegossen – das heisst, die ganze Jahresernte ist dahin. Etwa 7000 bis 7500 Franken an Wert hatte der Honig, schätzt Marcel Strub, kantonaler Bieneninspektor und Leiter der Fachstelle Bienen der Kantone Solothurn und beider Basel. Besonders ärgerlich für den betroffenen Imker aus Riehen sei auch, dass er möglicherweise einen Teil seiner Stammkunden verliere, die er jetzt nicht beliefern kann.
Ein Novum in der Schweiz
Von einem vergleichbaren Diebstahl habe er noch nie gehört. Das sei ein neues Phänomen in der Schweiz. Höchstens aus Deutschland seien Fälle bekannt, in denen Imker einander ganze Bienenvölker entwenden. Dass hingegen Bienenvölker in Brand gesteckt werden, sei keine Seltenheit. «Gelegentlich brennen Bienenstöcke. Doch meist stecken Lausbuben dahinter.»