Die Mission ist klar: Leben retten! Oder zumindest hautnah mit von der Partie sein – helfen, wo man kann. Für die Sommer-Serie «BLICK-Reporter als ...» darf ich zwei der fast 120 Rettungssanitäterinnen und -sanitäter der Rettung Basel-Stadt einen Tag begleiten.
Schon als ich mich der Zentrale nähere, springen mir die knallig-grün leuchtenden Rettungswagen ins Auge. Ein Anflug von Vorfreude und leichter Nervosität macht sich in mir breit.
Sofort geht es in die Rettungsmontur
Am Eingang werde ich von meinen Mentoren Sonja Wyss (46) und Basil Emmel (41) empfangen. Rettungssanitäterin Wyss übergibt mir meine Arbeitskleidung. In Kürze stecke ich in voller Montur: leuchtende Jacke, stabile Arbeitshosen und schwarze Stiefel – vom Outfit her gehöre ich schon mal dazu.
Dann bewegen wir uns in Richtung Rettungswagen – eine von neun Ambulanzen, die an diesem Tag im Einsatz sein werden. Über 5,5 Tonnen schwer sind die Fahrzeuge, weshalb man als Rettungssanitäter auch den Lastwagen-Führerausweis besitzen muss.
Doch bevor es losgehen kann, wird erst mal die gesamte Ausstattung kontrolliert. Das Wichtigste ist dabei die Notfall-Ausrüstung. «Mit dieser können wir alles machen! Vom Infusionenlegen übers Blutdruckmessen bis hin zum Defibrillieren», so Basil Emmel.
Mit Blaulicht und Sirene durch den Stadtverkehr
Kaum ist alles startklar und verpackt, werden wir schon zum ersten Einsatz gerufen. Es wird nicht lange gefackelt: Die Rettungssanitäter und ich hüpfen in den Wagen und fahren unmittelbar los – mit lauter Sirene und drehendem Blaulicht.
Hinten im Wagen beginnt für mich das Abenteuer. Es rumpelt, und ich kann durchs Fenster erkennen, wie der Rettungswagen die Blicke der Passanten auf sich zieht. Erfreulich: Die Autos gehen aus dem Weg, und wir haben freie Bahn. Die Rettungsgasse funktioniert.
Beim Einsatzort in einem Quartier angekommen, geht es gleich zur Sache. Im Hauseingang liegt ein älterer Mann am Boden. Um fit zu bleiben, sei er auf dem Ergometer gewesen. Nun klagt er über Schwindel und hat Mühe mit dem Atmen. Er ist in sichtbar schlechter Verfassung.
Ein Dank vom Patienten
Während Basil Emmel den Patienten unmittelbar versorgt, macht Sonja Wyss das Krankenbett startklar. Nach wenigen Minuten sind wir mit dem Patienten auf dem Weg ins Spital.
Bevor wir uns vom Spital wieder auf den Weg machen, bedankt sich der Patient bei den Rettungssanitätern. «Haben Sie vielen Dank», ruft er ihnen noch vom Krankenbett zu.
«Genau deshalb liebe ich meinen Beruf», schwärmt Wyss. Auch wenn es medizinisch keiner der schlimmen Fälle gewesen sei, befänden sich die Patienten in einer Notlage. Die enorme Dankbarkeit berühre sie auch noch nach 20 Jahren im Dienst als Rettungssanitäterin.
Jeder Tag und Einsatz ist anders
Basil Emmel schliesst sich dem an: Er erzählt von einer Patientin, die der Rettung Basel-Stadt als Dankeschön 100 Kilo Basler-Läckerli schickte: «Da hatten wir lange dran zu knabbern.»
Neben der Dankbarkeit sind es auch die Vielseitigkeit und Unvorhersehbarkeit, die das Duo in ihrem Beruf so begeistert. «Kein Tag ist gleich wie der andere. Nie weiss man, was auf einem zukommen wird», so Sonja Wyss.
Zudem: «Man muss schon ein wenig verrückt sein, wenn man den Beruf des Rettungssanitäters auswählt», weiss Emmel. Auch mit der psychischen und körperlichen Belastung, die der Job mit sich bringt, müsse man klarkommen.
Die Schicksale gehen den Rettern nahe
Für Sonja Wyss sind es oft die Schicksale, die hinter den unterschiedlichen Einsätzen stecken. Sie erinnert sich: «Als ich mal bei einem Einsatz im Portemonnaie des schwer verunfallten Mannes nach seinem Ausweis suchte, entdeckte ich ein Foto von zwei kleinen Kindern. Das zerreisst einem dann schon das Herz.»
Als Rettungssanitäter sei es essenziell, eine Strategie zu finden, um abzuschalten. «Wenn man einen erschütternden Einsatz erlebt hat, hallt das gerne mal nach», sagt Sonja Wyss. Trotzdem ist für die erfahrene Rettungssanitäterin klar: «Ich bereue es keine Sekunde, diesen Beruf gewählt zu haben.»
Gemäss der Erhebung des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums beschäftigen die Rettungsdienste 2017 rund 2500 Rettungssanitäterinnen und -sanitäter.
Die Ausbildung zum diplomierten Rettungssanitäter/-in HF dauert drei Jahre (Vollzeit). Dabei handelt es sich um eine berufsbegleitende Ausbildung. So wird die Ausbildung mit der Arbeit in einem Rettungsdienst sowie Praktika in benachbarten Berufen abgerundet.
Gemäss der Vereinigung Rettungssanitäter Schweiz (VRS) beträgt das durchschnittliche Jahreseinkommen eines Rettungssanitäters 76'000 Franken – brutto, versteht sich.
Gemäss der Erhebung des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums beschäftigen die Rettungsdienste 2017 rund 2500 Rettungssanitäterinnen und -sanitäter.
Die Ausbildung zum diplomierten Rettungssanitäter/-in HF dauert drei Jahre (Vollzeit). Dabei handelt es sich um eine berufsbegleitende Ausbildung. So wird die Ausbildung mit der Arbeit in einem Rettungsdienst sowie Praktika in benachbarten Berufen abgerundet.
Gemäss der Vereinigung Rettungssanitäter Schweiz (VRS) beträgt das durchschnittliche Jahreseinkommen eines Rettungssanitäters 76'000 Franken – brutto, versteht sich.