Behörden sprechen Machtwort in Affäre von Therwil BL
Handschlag-Zwang für Muslim-Schüler!

Jetzt ist klar: Die Therwiler Sek-Schüler müssen ihrer Lehrerin die Hand schütteln. Die Schule hat nach einer rechtlichen Abklärung des Kantons einen umstrittenen Entscheid zurückgenommen. Neu drohen Bussen bis 5000 Franken.
Publiziert: 25.05.2016 um 09:33 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 05:25 Uhr
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Vom Islamischen Zentralrat beraten: Handschlag-Verweigerer N.
Foto: FACEBOOK

Der Kanton hat seine Abklärungen getroffen, die Schule reagiert: Die beiden Schüler der Sek Therwil müssen in Zukunft ihre Lehrerin per Handschlag begrüssen. Sonst drohen Sanktionen. Das heisst: Lehrerinnen dürfen in Zukunft verlangen, dass ihnen Schüler die Hand geben. Die Schüler hatten sich geweigert (BLICK berichtete).

Wenn diese sich weiterhin weigern, wird es teuer: Die Schule kann den Eltern in Zukunft eine Busse von bis zu 5000 Franken aufbrummen. Dies sogar mehrmals! Ausserdem gebe es Strafen für die Schüler.

«Trotz Religionsfreiheit können die Baselbieter Schulen einen Händedruck einfordern und die Sanktionsmöglichkeiten des Bildungsgesetzes anwenden», schreibt die Baselbieter Bildungsdirektion heute in einer Mitteilung. Sie hat den Fall rechtlich klären lassen. Jetzt werden die temporäre Regelung der Schule aufgehoben.

Die Sek Therwil hat reagiert
Foto: Beat Michel

Auch die Schulleitung in Therwil hat schon reagiert: Sie sei erleichtert, dass nun Klarheit herrsche, schreibt sie in einer Mitteilung auf der Website der Schule. Sie werde die Zwischenlösung mit den Schülern aufheben und hat «diesen Entscheid der Familie bereits mitgeteilt». Zahlreiche Vertreter von Lehrerverbänden und Politik hatten dies schon von Beginn weg gefodert.

In seinem Gutachten betont der Kanton, dass die Gleichstellung von Mann und Frau und die Integration wichtiger seien als die Religionsfreiheit der Schüler. Lehrpersonen sowie Mitschüler würden durch die Weigerung in eine religiöse Handlung einbezogen. Das begrenze deren eigene Glaubens- und Gewissensfreiheit.

Islamischer Zentralrat mischte sich ein

Die beiden syrischen Buben A.* (14) und N.* (15) wollten im letzten Herbst ihren Lehrerinnen die Hand nicht mehr geben. Diese fühlen sich diskriminiert und gelangten an die Schulleitung. Während einer Mediation – begleitet von einer Aufpasserin des radikalen Islamischen Zentralrats um den Bieler Konvertiten Nicolas Blancho – knickte der Rektor ein.

Der Vater der Brüder arbeitete als Imam bei der König-Faysal-Stiftung. Er befand nur, dass seine Söhne nach islamischem Recht volljährig seien und deshalb selber entscheiden dürften. Laut Islam-Expertin Keller-Messahli vertritt die König Faysal-Stiftung einen «ultrakonservativen sunnitischen Islam aus Saudi-Arabien».

Handschlagverweigerer wegen Gewaltverherrlichung verwarnt

N., der ältere der beiden, hatte auf Facebook Videos der Terrormiliz Islamischer Staat geteilt. Das Basler Amt für Migration hat ihn nun wegen Gewaltverherrlichung in den Social Media verwarnt. Was das für sein im Moment auf Eis gelegten Einbürgerungsgesuch bedeutet, unterliege dem Amtsgeheimnis.

Die Baselbieter Behörden verlangen in Zukunft, dass Schulen dem Amt für Migration «substantielle Integrationsprobleme»melden müssen, die zu Sanktionen gegen Schüler oder deren Eltern führten. Das Amt könne so allfällige ausländerrechtliche Massnahmen fällen. (bih)

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