In den vergangenen 24 Jahren wurden in der Schweiz 29 Neugeborene ausgesetzt. 18 von ihnen konnten nur noch tot aufgefunden werden, sagt der Verein Schweizerische Hilfe für Mutter und Kind (SHMK). Auch wenn die Zahlen nirgends offiziell bestätigt werden, ist klar: Marion W. ist kein Einzelfall. Zu Weihnachten machte der BLICK die Geschichte einer Mutter publik, die ihr Kind in ein Babyfenster legte. Wenige Tage später bereute sie ihren Entscheid, bekam ihr Baby zurück. Seither kann sie sich ein Leben ohne ihr Kind nicht mehr vorstellen.
«Babyfenster ist eine Scheinlösung»
Babyfenster werden allerdings nicht nur positiv gesehen. «Das Babyfenster respektiert die Rechte von Mutter und Kind nicht», sagt Daniela Enzler vom Dachverband Sexuelle Gesundheit Schweiz. «Es ist eine Scheinlösung.» Die Schweiz biete Müttern wie Marion W. weitere Möglichkeiten.
Enzler plädiert für die sogenannte «vertrauliche Geburt». Dabei kann sich die Mutter im Spital unter einem Pseudonym anmelden. Nur klar bestimmte Einzelpersonen kennen ihren Namen. Wenn das Kind volljährig ist, kann es den Namen seiner Mutter erfahren und sie kontaktieren – oder auch nicht. Angeboten wird die vertrauliche Geburt bisher in etwa der Hälfte der Kantonsspitäler. Bloss: «Kaum jemand kennt die Möglichkeit», sagt Enzler.
Rückläufige Adoptionszahlen
In jedem Fall sollte man sich vor Abgabe seines Kindes von einer unabhängigen Stelle beraten lassen. Dazu gehört die Organisation Pflege- und Adoptivkinder Schweiz (Pach). 10 bis 15 Kinder werden pro Jahr in der deutschen Schweiz an Adoptiveltern vermittelt, sagt Karin Meierhofer von Pach. «Die Zahlen sind rückläufig. Weil es den Menschen besser geht und die staatliche Unterstützung besser greift.» Meierhofer propagiert, Säuglinge zuerst bei Pflegeeltern unterzubringen, bevor sie in ihre neue, «richtige» Familie kommen. So könnten sie eine Bindung aufbauen, was für ihre Entwicklung sehr wichtig sei. Zudem empfiehlt sie den Müttern, den Namen des Vaters der zuständigen Behörde bekannt zu geben. «Damit die Kinder einmal herausfinden können, woher sie kommen.»