Aviatik-Experte Hansjörg Egger zum Flugshow-Schock
«Unverständlich, wie das passieren konnte!»

Ein Flieger der PC-7-Staffel touchiert in St. Moritz über dem Zielhang ein Kamera-Tragseil. Der Pilot kann die Maschine anschliessend sicher landen. Der Vorfall hätte auch anders ausgehen können, sagt Militär- und Zivilluftfahrtexperte Hansjörg Egger.
Publiziert: 17.02.2017 um 16:24 Uhr
|
Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:38 Uhr
Andrea Cattani

Innerhalb weniger Sekunden wird die eindrucksvolle Flugshow über der WM-Piste von St. Moritz zum Drama. Ein Flieger der PC-7-Staffel zerfetzt das Tragseil einer mobilen TV-Kamera. Das teure Equipment zerschellt auf dem Boden im Zielraum. Mit viel Glück bleibt es bei diesem Sachschaden. Aviatik-Experte Hansjörg Egger (64)* kann sich dennoch kaum erklären, wie es zum Vorfall kommen konnte.

Herr Egger, beim Zwischenfall in St. Moritz ist man nochmals mit dem Schrecken davon gekommen. Was ist schief gelaufen?

Genaue Details werden wohl erst durch die Nachbereitung des Flugs geklärt werden können. Es liegt aber auf der Hand, dass einer der PC-7-Flieger zu tief geraten ist und darum das Seil touchiert hat.

Hat der Pilot möglicherweise nichts von diesem Tragseil gewusst?

Das kann nicht sein. Sehen kann der Pilot ein solches Seil vom Cockpit aus natürlich nicht. Doch gerade in den Bergen sind Kabel die Gefahr Nummer eins für Flieger! Beim Briefing vor der Flugshow war diese Vorrichtung bestimmt ein Thema. Doch die Kunstfliegerei ist immer mit einem gewissen Restrisiko verbunden. Zentimetergenaues Fliegen ist da schlicht nicht möglich.

Hätte der Crash auch anders ausgehen können?

Hätte die Maschine stattdessen ein Drahtseil der Bergbahnen touchiert, wäre die Maschine wohl nicht so problemlos in Samedan gelandet. Es ist für mich deshalb unverständlich, dass es zu so einem Zwischenfall kommen konnte. Man muss aber auch sagen: Bei Flugshows wird stets darauf geachtet, dass zumindest für das Publikum keine Gefahr besteht. Das war auch beim Programm in St. Moritz der Fall.

War es nicht fahrlässig, die Maschinen so nah am Boden über den Zielraum fliegen zu lassen?

«Nah am Boden» ist bei diesem unebenen Gelände in den Bergen ja immer relativ. Natürlich könnte man sagen, die Flieger sollen ihr Programm in 1000 Metern Höhe absolvieren. Wie spektakulär diese Flugshow dann aber noch wäre, kann jeder für sich beurteilen.

* Hansjörg Egger war langjähriger Angehöriger der Schweizer Luftwaffe. Als Luftfahrtfotograf begleitete er sowohl die Patrouille Suisse als auch die PC-7-Staffel auf diversen Flügen.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?