Ferien auf dem Bauernhof sind beliebt. Der gleichnamige Verein, der die Angebote vermittelt, konnte laut einem Bericht der «Bauernzeitung» im vergangenen Jahr mehr als 100'000 Gäste verbuchen: «Im Durchschnitt waren an 228 Tagen Gäste auf den Höfen», sagt Vereinspräsidentin Rita Barth.
Was ist das Konzept hinter diesem Erfolg? Barth: «Der direkte Kontakt mit den Gastgebern. Und: Die Mehrzahl der Höfe liegt an den schönsten Orten.» Hinzu komme, dass es dort oft preiswert ist. Diese Art Tourismus liegt laut Barth ganz klar im Trend. «Das Natürliche wird gesucht», sagt sie. Darum sei es auch wichtig, dass alles authentisch sei. So würden die Gäste ein Gefühl für die Arbeit von Landwirten bekommen: «Die Gastgeber zeigen die Wirklichkeit ihres Alltags.»
Vor allem Familien, alleinerziehende Väter und Mütter mit ihren Kindern und naturverbundene Alleinreisende verbringen ihre Freizeit auf dem Bauernhof. Die meisten stammen aus der Schweiz, etwa jeder dritte Gast reist aus dem Ausland an.
Ein sicheres Standbein für Landwirte
Ihr Hof sei beliebt, die Gäste schätzten die Ruhe hier, sagt Bäuerin Heidi Mächler (47). Mit ihrem Mann Albert Mächler (52) bietet sie seit 14 Jahren Urlaub auf ihrem Hof oberhalb von Engi GL an. Damit zieht sie vor allem in der Ferienzeit und im Sommer Gäste aus aller Welt an – Deutsche, Japaner, Holländer, Israelis ...
«Dieser Wirtschaftszweig ist nicht nur ein zweites sicheres Standbein für Landwirte», sagt Vereinspräsidentin Rita Barth, «sondern bringt auch die Welt auf den Bauernhof und bedeutet für die Bauernfamilien eine Horizonterweiterung.»
Heidi Mächler bestätigt: «Die Gäste erzählen oft von der grossen, weiten Welt, das ist beeindruckend.» Umgekehrt erleben die Gäste auf dem kleinen Betrieb von Familie Mächler unverfälscht mit, was ein Leben als Landwirt mit sich bringt. Der Hof liegt inmitten von hügeliger Berglandschaft. 15 Kühe und deren Kälber, eine Ziege und eine Katze gehören dazu. Die Besucher übernachten in Zimmern des alten Wohnhauses mit tiefen Decken und knarrenden Holzböden. Von den Fenstern geht ihr Blick auf das Sernftal und die umliegenden Bergketten.
Eigener Hausteil für die Gäste
Der Umgang mit den Besuchern ist unkompliziert. Sie werden in einem eigenen Hausteil mit zehn Betten, zwei Bädern, Küche und Sitzplatz einquartiert und kochen selbst. Genau das schätzen sie besonders: «Man ist hier flexibler als im Hotel, wo das Zmorge fix um die eine Uhrzeit aufgetischt wird, man kann sich hier so einrichten, wie einem wohl ist», sagt Daniel Rottgardt (41) aus Deutschland.
Zusammen mit seinen Eltern, seiner Freundin Natascha Ernst (42), den beiden Töchtern Annika (2) und Nikita (13) sowie deren Freundin Sophie (12) verbringt er eine Woche Ferien auf dem Hof.
Für die Familie ist es nicht das erste Mal. Sie sind regelmässig auf Bergbauernhöfen zu Gast, waren auch schon im Tessin, in Graubünden, dem Wallis – und sind begeistert. Daniel Rottgardt mag als leidenschaftlicher Wanderer vor allem die Nähe zu den Bergen – den Kindern gefällt besonders der Kontakt mit den Tieren.
Und Grossmutter Astrid Rottgardt (60) schwärmt von der Ursprünglichkeit des Hofs, während sie am Holztisch mit ihrer Enkelin spielt: «Ich finde es schön, dass man hier noch sieht, wie man früher gewohnt hat und dass das auch die Kinder lernen», sagt sie. Es sei fast wie im Märchen, der pure Entschleunigungsurlaub.