Ausschaffungsstopp aufgehoben
Verhafteter Nadir muss zittern

Wegen Verdachts auf Drogendelikte sitzt «Fohrler live»-Star Nadir in Untersuchungshaft. Fliegt er nun aus der Schweiz? Durchaus möglich, denn seit kurzer Zeit sind Ausschaffungen nach Afghanistan wieder möglich.
Publiziert: 03.08.2018 um 00:38 Uhr
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Aktualisiert: 21.10.2018 um 14:46 Uhr
Nadir war der Publikumsliebling bei «Fohrler Live»
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Heute bereut er seine Teilnahme:Nadir war der Publikumsliebling bei «Fohrler Live»
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Diese Worte machten Nadir 2001 in der Talkshow «Fohrler Live» berühmt: «Wenn epper schreg ahluegt, denn sag ich ‹sorry, wottsch du min Fettli ha?›»
Foto: TV3
Adrian Müller

Die Handschellen klickten am vergangenen Donnerstag. Polizisten verhafteten den «Fohrler live»-Star Nadir (33) wegen Verdachts auf Betäubungsmitteldelikte. Seither sitzt der Afghane in U-Haft. «Sorry, wottsch du min Fettli ha?» Mit dem legendären Spruch wurde Nadir 2001 in der TV3-Talksendung zur Kultfigur und zum Youtube-Helden.

«Nach der Festnahme war er schockiert», sagt sein Pflichtverteidiger Alfred Haltiner. Denn obschon Nadir seit über 20 Jahren in der Schweiz lebt und mit seiner Freundin ein einjähriges Kind hat, droht ihm je nach Urteil nach verbüsster Haftstrafe die Abschiebung in sein Heimatland Afghanistan.

Abschiebung missglückt

Nadir dürfte im Knast momentan nicht nur wegen hoher Temperaturen schwitzen. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) hat erst diesen April den Ausschaffungsstopp in das vom Krieg gezeichnete Land am Hindukusch aufgehoben. Hintergrund: Im letzten Herbst hatte das SEM nach einem missglückten Ausschaffungsversuch die Reissleine gezogen. Vier Schweizer Polizisten begleiteten damals einen abgewiesenen Asylbewerber in die Hauptstadt Kabul. Dort bestach dieser aber die Zollbeamten. Ergebnis: Die afghanischen Behörden weigerten sich, den Landsmann zurückzunehmen.

Damit nicht genug. Die Regierung drohte gar, die Schweizer Polizisten wegen illegaler Einreise zu verhaften. Darauf flogen die Ordnungshüter mitsamt dem abgewiesenen Asylbewerber zurück in die Schweiz, wie die «Ostschweiz am Sonntag» berichtete. 2017 wies die Schweiz total elf Menschen nach Afghanistan aus, 2016 waren es fünf.

Kritiker: «Ausweisungen unzumutbar»

Derzeit sind Rückführungen laut SEM-Sprecherin Katrin Schmitter nur in die Städte Kabul, Herat und Mazar-i-Sharif zumutbar – wenn die Familie «Unterstützung leistet». In der Talksendung sagte der Teenager damals: «Pistoleschuss, Bombesplitter. Ich han mini Familie verlore!» Abschieben oder nicht? Diese Frage dürfte die Richter dereinst vor eine schwere Entscheidung stellen. 

So oder so bleibt die Lage in Afghanistan nach dem Abzug der US-Soldaten explosiv. Schiessereien, Entführungen und Bombenexplosionen gehören zur Tagesordnung. Dementsprechend kritisiert die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) die Ausschaffungspraxis des SEM. «Angesichts der verschärften Sicherheitslage vor Ort halten wir die Wegweisungen nach Afghanistan für unzumutbar», sagt SFH-Sprecher Peter Meier. 

Beim Treffen mit BLICK Mitte Juli bat Nadir um Vergebung: «Klar, ich habe die Gastfreundschaft der Schweiz missbraucht mit dem, was ich tat. Dennoch wäre es unmenschlich, mich nach Afghanistan zurückzuschicken.»

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