Bereits 1928 waren in Fehraltorf beim Bau eines Hauses Gräber aus dem 7. Jahrhundert entdeckt worden. Auf der nördlich angrenzenden Parzelle sollen nun in diesem Jahr drei Mehrfamilienhäuser als letzter Teil einer Überbauung erstellt werden.
Die Kantonsarchäologie führte deshalb im August 2015 erste Sondierungen durch, wobei sechs Gräber entdeckt wurden. Bei der anschliessenden Rettungsgrabung kamen zwischen Oktober und Dezember auf einer Fläche von 1500 Quadratmetern 57 Gräber mit Beigaben zum Vorschein.
Wie im Frühmittelalter üblich, lagen die Gräber in relativ regelmässigen Reihen. Bei den Bestatteten handelt es sich - soweit bislang bekannt - um etwa gleich viele Frauen wie Männer. Die Verstorbenen wurden in ihrer Kleidung und mit persönlicher Ausrüstung wie Schwertern, Gürtelschnallen, Taschen mit Werkzeug und Schmuck beigesetzt.
Die Funde lassen sich gemäss Mitteilung vom Donnerstag zeitlich vor allem ins 7. Jahrhundert einordnen. Eine Wurf-Axt und eine Lanzenspitze stammen noch aus dem 6. Jahrhundert.
Die Archäologen konnten aus den Funden verschiedene Rückschlüsse ziehen. So hatte es in einem Frauengrab rund 100 Glas- und Bernsteinperlen einer Halskette - die Bernsteinperlen zeugen von überregionalem Handel.
Besonders reich ausgestattet war das Grab einer Frau, die am Ende des 6. Jahrhunderts verstarb. Prunkstück ihrer Kleidung ist eine Fibel mit Edelsteinen und Filigrandraht. Solche Goldschmiedearbeiten wurden von spezialisierten Handwerkern in den Zentren des fränkischen Merowingerreichs hergestellt.
Die Funde werden nun im Labor analysiert und restauriert. Gemäss ersten Untersuchungen haften am Rost der Metallgegenstände auch Textilreste, die Rückschlüsse auf die damaligen Kleider ermöglichen.
Die Gräber des 6. Jahrhunderts sind Zeugen eines Herrschaftswechsels. In den 530er-Jahren wurde die Nordschweiz Teil des Merowingerreichs. Angehörige der fränkischen Oberschicht sicherten mit ihrer Gefolgschaft wichtige Strassenverbindungen und zentrale Orte.
Fehraltorf liegt an der alten Römerstrasse, die vom römischen Kempraten über Wetzikon-Kempten und Irgenhausen nach Vitudurum, dem heutigen Oberwinterthur, führte. Aufgabe der in Fehraltorf angesiedelten Krieger war unter anderem die Kontrolle der Verkehrsachse.