Marija Milunovic ist erst 17 Jahre alt. Was sie jedoch in den letzten Tagen erlebte, beschreibt sie als die Hölle. Wegen eines Fehlers beim Gesuch um Aufenthaltsgenehmigung wurde das Mädchen aus Sargans SG diese Woche nach Serbien ausgeschafft. Unter dramatischen Umständen.
«Sie haben mich behandelt, als wäre ich eine Schwerkriminelle», klagt Marija in einem Skype-Interview mit FM1 Today. Vier bewaffnete Polizisten mit Schutzwesten stürmten am Montagmorgen um sechs Uhr die Wohnung von Marijas Mutter und holten sie aus dem Bett.
«Ich hatte solche Angst. Mir fehlen jetzt noch die Worte», sagt sie. Von Sargans kam Marija nach St. Gallen, danach in Ausschaffungshaft in Zürich – in eine Einzelzelle, wie ihr Anwalt Urs Bertschinger in einer Mitteilung schreibt. «Jeglicher Kontakt zur Mutter sowie zum Rechtsvertreter wurde ihr verwehrt.»
Wenig später sass Marija bereits im Flugzeug nach Serbien. Gemäss Entscheid des Migrationsamts soll sie zurück zum Vater – obwohl er sie während ihrer Kindheit misshandelt hatte. Das junge Mädchen wohnt deshalb vorerst in einem Hotel in der südserbischen Ortschaft Krusevac.
«Ich bin traurig und muss ständig an meine Mutter denken»
Auf Facebook bedankte sie sich heute bei ihren Freunden und Unterstützern für den Einsatz in den letzten Monaten: «Ich möchte mich herzlich bei allen bedanken, die mich unterstützen, und auch bei denen, die sich freuen, dass ich endlich nicht mehr in der Schweiz bin.» Ein Seitenhieb ans Migrationsamt, obwohl sie noch immer unter Schock steht: «Es fällt mir schwer, darüber zu sprechen, was ich in den letzten Tagen erlebt habe.»
Im Interview sagt sie: «Ich habe die ganze Nacht nicht schlafen können. Ich bin traurig und muss ständig an meine Mutter denken. Sie ist jetzt ganz allein – so wie ich.»
Ihre Zukunft ist unsicher: «Ich überlege die ganze Zeit, was ich denn nur machen könnte. Wenn ich nicht in die Schweiz zurückkann, muss ich bei null anfangen.»
Fans kämpfen um Rückkehr
Ihre Mutter, ihr Anwalt und viele weitere Unterstützer kämpfen deshalb weiterhin dafür, dass sie in die Schweiz zurückkehren darf. «Wir müssen dafür sorgen, dass sie eine Au-pair-Stelle in Liechtenstein antreten darf!», schreibt der Organisator der Seite «Save Marija Milunovic». Andere haben Mitarbeiter des St. Galler Migrationsamts verbal angegriffen und wollen nun den Bundesrat mit Mails überhäufen.
BLICK wollte wissen, welche Position der St. Galler Justizminister Fredy Fässler (SP) zur jüngsten Entwicklung innehat. Dieser verweist auf die bisherigen Ausführungen des Migrationsamtes und erklärt: «Wenn Eltern darauf verzichten, ihre Kinder in den vorgegebenen Fristen in die Schweiz zu holen, verlieren sie regelmässig den Anspruch auf Familiennachzug. Das war früher anders. Im Interesse gelingender Integration ist das aber geändert worden und an diese Gesetze bin ich gebunden.» (pma)
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