Ausbruch aus dem Knast Limmattal: Als ihr Kollege schlief, liess Angela Magdici (32) den Syrer Hassan Kiko (27) raus
Die Flucht fiel erst nach fünf Stunden auf

Gefängnis-Aufseherin Angela Magdici (32) aus dem Gefängnis Limmattal ZH hat dem 27-jährigen Vergewaltiger Hassan Kiko zur Flucht verholfen. Den Kollegen der Aufseherin ist nichts Aussergewöhnliches aufgefallen. Die Kantonspolizei fahndet international nach dem Paar – sind sie womöglich bereits in Italien?
Publiziert: 09.02.2016 um 20:08 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 21:07 Uhr
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Hassan Kiko wurde wegen Vergewaltigung zu vier Jahren verurteilt.
Foto: Facebook
Claudia Mascherin, Alexa Scherrer

Sie sollte ihn bewachen, stattdessen verhalf sie ihm zur Flucht: Um Mitternacht befreit die 32-jährige Aufseherin Angela Magdici den syrischen Häftling Hassan Kiko (27) aus seiner Zelle im Gefängnis Limmattal in Dietikon ZH und flieht mit ihm. Ob die beiden ein Liebespaar sind, ist unklar. Den Kollegen der Aufseherin fiel diesbezüglich nichts auf. «Wir sind Aufseher und Betreuer. Als Aufseher sind wir strikt. Als Betreuer muss es möglich sein, auch mal ein vertrauliches Wort mit den Insassen zu reden. Eine professionelle Beziehung zu ihnen aufzubauen, gehört zum Alltag», sagt Gefängnis­direktor Roland Zurkirchen zu BLICK.

«Es ist wichtig, dass die Betreuer die Dosis von Nähe und Distanz richtig wählen. In diesem Fall ist das nicht gelungen», sagt Rebecca de Silva, ­Mediensprecherin des Amts für Justizvollzug. Magdici habe Nachtdienst gehabt, zusammen mit einem Kollegen. Dieser habe zur fraglichen Zeit geschlafen. «Das ist aber normal so», sagt de Silva. Erst nach der Ruhepause, die bis fünf Uhr dauert, schlug er Alarm. Fünf Stunden, nachdem das Paar das Weite gesucht hatte.

Dass an der Flucht eine Aufseherin beteiligt ist, schmerzt. «Es ist jemand aus dem Team, das kann man sich nicht vor­stellen», sagt Zurkirchen. «Wir ­arbeiten im Gefängnis, weil wir das Gesetz durchsetzen wollen. Klare Strukturen und Souveränität sind uns wichtig.»

Justizvollzugssprecherin de Silva ergänzt: «Im Nachhinein ist man immer schlauer.» Man habe der Aufseherin voll und ganz vertraut, ein solches Vertrauensverhältnis sei nötig. «Es ist wichtig, dass das Personal genau weiss, wie es sich verhalten muss.»

Hätte man von einer Beziehung zwischen Magdici und Kiko gewusst, hätte man sofort gehandelt. «Wie der Umgang zwischen Aufseherin und Häftling genau ausgesehen hat, müssen wir jetzt analysieren», sagt de Silva. Dass Frauen im Gefängnis arbeiten, begrüsse sie aber grundsätzlich. Der Frauenanteil in allen Gefängnissen liegt etwa bei einem Drittel. «Bei uns ist es weniger», sagt Gefängnisdirektor Zurkirchen.

Magdici arbeitete seit 2013 in den Gefängnissen des Kantons Zürich. Wie lange sie im Gefängnis Limmattal war, sagt Zurkirchen nicht. Die Kantonspolizei Zürich hat eine internationale Fahndung eingeleitet und die Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren eröffnet. Es gibt Hinweise, dass sich die beiden mit einem schwarzen BMW X1 nach Italien abgesetzt haben.

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