Der Horror beginnt in Tschechien. Dort nehmen ein junger Inder und seine tschechische Freundin eines Morgens eine frierende junge Frau bei sich auf. Was als barmherzige Tat erscheint, wird für die mittellose Tschechin bald zum Albtraum.
Das Paar bekommt in der Folge Besuch aus der Schweiz. Aus dem Emmental reisen zwei Tamilen und die tschechische Freundin von einem der Männer an. Der junge Inder «verkauft» darauf die aufgenommene Tschechin einem der Tamilen aus der Schweiz. 1500 Franken wechseln dafür den Besitzer. So steht es jedenfalls in der Anklage.
Eingesperrt, missbraucht, bedroht
Zu viert gehts zurück ins Emmental. Der Tamile sperrt die gekaufte Tschechin in seine Wohnung. Er zwingt sie immer wieder zum Sex, bedroht sie mit einer Pistole. Der Peiniger stellt die wehrlose, heute 36-jährige Frau gemäss Anklage auch anderen Männern «zur Verfügung».
Zudem schlägt er ihr einmal mit einer Flasche so heftig auf den Kopf, dass sie laut der Verteidigerin einen Schädelbruch erlitten haben dürfte.
Mehrere Wochen wird die Frau vergewaltigt, bedroht und geschlagen, bis eines Tages Anwohner die schwer traumatisierte Frau im Garten eines Freiers finden und ins Frauenhaus Bern vermitteln. Die Frau aus dem Volk der Roma lebt heute wieder in Tschechien.
Menschenhandel und Freiheitsberaubung
Der Fall ist damit aber noch nicht abgeschlossen. Zwei der vier beteiligten Männer haben Berufung gegen ihre Verurteilung vom Oktober 2010 wegen Menschenhandels und Freiheitsberaubung eingelegt. Ausserdem fordern die Verteidiger des angeblichen Käufers und des angeblichen Verkäufers eine Strafreduktion beziehungsweise einen Freispruch.
Die Verteidigerin der Tschechin fordert hingegen eine Erhöhung der Genugtuungssumme an ihre Mandantin, da diese wie eine Sklavin gehalten worden sei. Das Obergericht gibt seine Urteile nächsten Donnerstag bekannt. (SDA/kko)