Aus Spargründen
«NZZ»-Regionalmedien verlagern Korrektorat nach Bosnien

Weil die NZZ-Regionalmedien sparen müssen, verlagern sie das Korrektorat ins Ausland. Wie das SRF-Regionaljournal berichtete, werden die Zeitungsartikel statt in St. Gallen oder Luzern künftig in Bosnien-Herzegowina korrigiert.
Publiziert: 23.09.2017 um 10:17 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 04:05 Uhr
Werden künftig in Bosnien-Herzegowina korrigiert: Artikel der «Luzerner Zeitung» und des «St. Galler Tagblatts».

Pascal Hollenstein, publizistischer Leiter der NZZ Regionalmedien, zu denen das «St. Galler Tagblatt» und die «Luzerner Zeitung» gehören, begründete die Auslagerung der Korrektorate der beiden Zeitungen mit dem Spardruck. Er bedauere diesen Schritt. Er sei vor der Wahl gestanden, das Korrektorat ins Ausland zu verlagern oder ganz darauf zu verzichten.

Die Korrektoratsarbeiten würden laut SRF extern an ein deutsches Unternehmen vergeben, sagte Hollenstein im Interview. In Zukunft sollen junge Frauen in Banja Luka die Artikel auf Fehler prüfen. Die Mitarbeiterinnen seien ehemalige Flüchtlinge, die während des Jugoslawienkrieges in deutschsprachigen Ländern Zuflucht gefunden hätten.

Ex-Flüchtlingsfrauen auf Helvetismen vorbereiten

Viele von ihnen hätten Germanistik studiert, sagte Hollenstein weiter. Die Korrektorinnen würden nun systematisch auf die in der Schweiz gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten, sogenannte Helvetismen, vorbereitet.

«Vielleicht sogar Germanistik studiert»: Stellenanzeige für Korrektorinnen.

Dass die Korrektorat-Arbeiten ausgelagert werden, hatte die NZZ-Gruppe bereits am Dienstag bekannt gegeben, als sie vermeldete, dass die «Ostschweiz am Sonntag» ab November nur noch als E-Paper erscheinen werde. Fünf Mitarbeitenden aus dem Bereich Verlagsservices und Druck werde gekündigt, vier weiteren werde die frühzeitige Pensionierung angeboten.

Die Gewerkschaft Syndicom drohte am Freitagvormittag, bei der NZZ-Gruppe vorstellig zu werden, falls dieser Anbieter das Korrektorat nicht zu Gesamtarbeitsvertrags-Bedingungen ausführen sollte. «Solches Lohndumping würde der NZZ-Gruppe, die bisher Qualität als Merkmal verkaufe», schlecht anstehen, schrieb Syndicom. (SDA)

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