Aus Angst vor Entführungen
Eltern lassen Kinder präventiv zur Fahndung ausschreiben

Wenn binationale Ehen scheitern, besteht die Gefahr einer Verschleppung der Kinder in ein anderes Land. Immer mehr Eltern lassen ihren Nachwuchs deshalb bereits präventiv zur Fahndung ausschreiben.
Publiziert: 19.03.2019 um 12:17 Uhr
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Rechtsanwalt Valentin Landmann hat selbst Klienten, die eine Entführung ihrer Kinder ins Ausland befürchten.
Foto: Keystone

Es klingt wie ein Alptraum: Die eigenen Kinder werden vom Ex-Partner in sein Heimatland verschleppt. Genau das ist der Bernerin Karin Trachsel vor fünf Jahren passiert. Der Vater hatte die beiden nach Ägypten entführt. Letzte Woche durfte sie ihre zwei Kinder nach langem Kampf wieder zu sich in die Schweiz nehmen. 

Die Angst vor so einem Fall scheint in der Schweiz grösser zu werden. Immer mehr Eltern lassen daher ihre Kinder sowie die potenziellen Entführer präventiv im Fahndungssystem Ripol ausschreiben, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet. 

So viele Ausschreibungen wie noch nie

Wie das Bundesamt für Polizei (Fedpol) der Zeitung mitteilt, wurden im letzten Jahr 283 Personen in der Datenbank von Ripol neu erfasst. Das sind so viele wie noch nie – ein Jahr zuvor waren es noch 183. Wer dort eingetragen wird, entscheidet entweder das Gericht oder die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb). Diese müssen zum Schluss kommen, dass eine Entführungsgefahr besteht oder ein Elternteil beispielsweise Drohungen ausspricht. 

Auch der Zürcher Rechtsanwalt Valentin Landmann vertritt einige Klienten, die eine Entführung ihrer Kinder befürchten. Er glaubt, dass die Gerichte die Entführungsproblematik stärker im Auge behalten müssen. Gerade wenn es um Entscheide über ein begleitetes Besuchsrecht oder Ferienrecht mit den Kindern geht.

68 Anträge auf Rückführung von Kindern

Etwa 100 Länder haben das Haager Übereinkommen zur Kindesentführung unterzeichnet. Wenn ein Kind in einen Vertragsstaat gebracht wird, kann der zurückgebliebene Elternteil einen Antrag auf Rückführung stellen. Letztes Jahr gab es 68 Anträge auf Rückführung von Kindern in die Schweiz.

Dabei stehen die Chancen, sein Kind zurückzuholen oder zumindest mit diesem in Kontakt zu treten, gut. Bei Ländern ohne dieses Abkommen wird es schwierig – wenn nicht sogar aussichtslos. 

Jede dritte Ehe ist binational

Etwa jede dritte Ehe von Schweizer Bürgern wird mit einem ausländischen Partner geschlossen. Solche binationale Ehen sind brüchiger – und enden manchmal in Entführungsdramen. Jährlich werden rund 100 Kinder durch einen Elternteil ins Ausland gebracht, wie die «Aargauer Zeitung» schreibt.

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