Spätestens am 1. Februar muss hinter der Windschutzscheibe jedes Autos, das die Schweizer Nationalstrassen nutzen will, die Autobahnvignette 2022 kleben. Abgelöst wird aber nicht nur der Plastik, sondern auch der Hersteller der Vignette.
Der schweizerische Zoll hat den Auftrag im Sommer 2020 neu ausgeschrieben. Zuvor durfte 15 Jahre lang die Berner Firma Etitex AG das prestigeträchtige Produkt herstellen. Nun hat FO-Security AG den Zuschlag erhalten. Bis ins Jahr 2029 dürfen die Zürcher die Autobahnvignette produzieren und erhalten dafür vom Bund bis zu 10,8 Millionen Franken.
Stillschweigevereinbarung mit dem Zoll
Dafür haben sie sich einen Partner aus Deutschland geholt. Die Schreiner Group vermeldet auf ihrer Webseite, ab 2022 die Vignette für die Schweiz zu drucken. Man habe mit der Erfahrung bei der Herstellung vergleichbarer Sicherheitsprodukte punkten können. Zudem habe man die Garantie gegeben, die rund zehn Millionen verlangten Vignetten pro Jahr «zuverlässlich und pünktlich» anzufertigen.
Warum sich FO-Security für den deutschen Partner entschied, welche Aufgaben sie selber übernehmen und wie die Bundesgelder aufgeteilt werden, bleibt unbeantwortet. Die Zürcher Firma wollte keine Stellung nehmen und verweist gegenüber Blick auf eine Stillschweigevereinbarung mit dem Zoll. Dieser bestätigte den Auftrag, gab aber ebenfalls keine weiteren Informationen zu den Vertragsdetails bekannt.
Busse bis zu 200 Franken
Die Herstellung der Vignetten gilt als Prestigeauftrag. Die Schweiz führte sie 1985 als erstes europäisches Land ein, andere fanden die Idee gut und zogen nach. Die Erträge kommen ausschliesslich dem Unterhalt, Betrieb und Ausbau der Nationalstrassen zugute. Zuerst wurde die damalige Spezialdruckerei Trüb in Aarau mit der Produktion betraut, später unter anderem auch das Verlags- und Druckereiunternehmen Orell Füssli.
Wer in der Schweiz ohne gütige Vignette erwischt wird, muss mit einer Busse von 200 Franken rechnen. Zudem muss die Vignette gekauft werden (40 Franken).
Wann kommt die E-Vignette?
Immer wieder kommt es deshalb zu Betrugsversuchen mit dem Kleber. Die eidgenössischen Zollverwaltung schätzt, dass etwa im Jahr 2017 beinahe eine halbe Million Autofahrer die Schweizer Autobahnen ohne Vignette oder mit einem manipulierten Aufkleber benutzten. Darum gibt es verschiedene Merkmale, welche die Autobahnvignette fälschungssicher machen sollen, die der Hersteller berücksichtigen muss.
Grundsätzlich stellt sich seit einigen Jahren die Frage, ob die Tage der geklebten Vignette zu Ende gehen. Das Schweizer Parlament hat in der Wintersession 2020 die Revision des Nationalstrassenabgabegesetzes für die Einführung der freiwilligen elektronischen Vignette verabschiedet. Diese soll ans Kontrollschild und nicht mehr ans Fahrzeug gebunden sein, jederzeit eingelöst werden können und das mühsame Abkratze von der Windschutzscheibe obsolet machen (hier gehts zum Ratgeber: So entfernen Sie die Vignette ganz einfach).
Der Bundesrat wollte die E-Vignette bereits 2022 einführen. Nun wird es «voraussichtlich 2023» werden, wie das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit schreibt. Die aufklebbare Vignette soll aber parallel dazu nach wie vor gekauft werden können. Trotzdem ist denkbar, dass sich viele Autofahrer dieses Jahr zum letzten Mal die Vignette hinter die Windschutzscheibe kleben.