Das Thermometer fällt und fällt, in der Schweiz herrschen fast sibirische Verhältnisse. Doch welcher Ort darf sich die Krone für den kältesten Ort aufsetzen? Nachdem immer wieder die Alp Buffalora, Samedan und La Brévine als Spitzenreiter gehandelt wurde, schrieben uns Blick.ch-Leser: «Die Glattalp ist der kälteste Ort der Schweiz!»
Denn der am 12. Januar 1987 aufgestellte Kälterekord von La Brévine beträgt zwar minus 41,8 Grad. Die kälteste Temperatur, die jemals in der Schweiz gemessen wurde, ist aber satte minus 52,5 Grad. Gemessen am 7. Februar 1991 auf der Glattalp. Und auch in anderen Jahren übertrafen die gemessenen Werte des Elektrizitätswerk Schwyz immer wieder den Kälterekord von La Brévine. Die Messung erfolgt neben einer nicht beheizten Hütte, etwa 1 bis 1,5 Meter über Boden.
Das Problem: Die staatliche MeteoSchweiz willl den Rekord nicht anerkennen – weil sie ihn nicht verifizieren kann. In einer Mitteilung schrieb sie damals etwas patzig: «Auf der Glattalp, welche heute oft im Zusammenhang mit sehr tiefen Temperaturen zitiert wird, betreibt die MeteoSchweiz keine Messstation.» Und der Wetterdienst fügt an: «Da kein Messnetz unendlich dicht misst, lässt sich vermutlich immer ein Ort finden, der extremere Bedingungen aufweist als jene an den bekannten Messstandorten.»
Um einen nach internationalen Standards gültigen Rekord aufzustellen, muss zwei Meter über Boden gemessen werden. Felix Blumer von SF Meteo begründet gegenüber Blick.ch. «Wenn nur wenige Zentimeter über dem Boden gemessen wird, kann dies mehrere Grad kälter sein.»
Kachelmann: «Das ist Kindergarten!»
Auf der Glattalp hat es eine Messstation, welche Jörg Kachelmanns MeteoMedia gehört. Sie misst ähnliche Temperaturen wie jene von der Station des Elektrizitätswerks, liegt aber immer einige Grad drüber. Kachelmann verwirft ob der Rekordfrage die Hände. «Die Diskussion um die gemessenen Tiefstwerte ist eigentlich Kindergarten. Bei keiner Messstation werden bei Schnee die vorgegebenen zwei Meter Abstand zum Boden exakt eingehalten – es schneit schliesslich und niemand schaufelt die Stationen bis zum Boden frei», sagt er zu Blick.ch.
Warum hat MeteoMedia überhaupt eine Station auf der Glattalp eingerichtet – etwa um irgendwann den offiziell gültigen Kälterekord einzuheimsen? «Wir messen sechs Meter über Boden, von daher kann uns nicht nachgesagt werden, wir seien ‹rekordgeil›. Je höher über dem Schnee, desto wärmer», sagt Kachelmann. Er messe nicht weiter unten, um nicht zu nah an den Schnee zu gelangen, denn im Winter könne man nicht gut direkt zur Station gelangen.
Minus 55 Grad möglich?
Kachelmann ist überzeugt, dass dank der Muldenlage der Glattalp noch extremere Temperaturen möglich sind. Kachelmann sagt: «Die Glattalp hat das Potenzial bei perfekten Bedingungen etwa minus 55 Grad, womöglich noch etwas tiefer, zu erreichen.» Derzeit winde es zu stark, um Tiefstwerte zu erreichen. In der Nacht auf heute reichte es auf der Glattalp «nur» auf - 28,5 Grad.
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