Gian Simmen, wurden durch den Kindstod bei Familie Spuhler schmerzhafte Erinnerungen wach?
Gian Simmen: Es holt einen immer wieder ein. So etwas kann man nie vergessen. Wenn wir beispielsweise heute den Namen Jonina hören, denken wir automatisch an unseren Schicksalsschlag. Manchmal wird man sogar zweimal am Tag daran erinnert.
Was hat der Kindstod bei Familie Spuhler bei Ihnen ausgelöst?
Die Ausgangslage bei uns war noch ein wenig anders. Wir haben unser Kind nicht lebend kennen gelernt und seinen Charakter nie erlebt. Die Familie Spuhler hat zum Baby während 50 Tagen eine Beziehung entwickelt. Brutal sind beide Situationen. Auf ein Kind freut man sich während der Schwangerschaft riesig. Und mit einem so frühen Tod rechnet doch keiner.
Stellt ihr euch oft die Frage: Was wäre, wenn Jonina noch leben würde?
Ja, immer wieder. Oft überlegen wir uns, wie sie nun aussehen würde oder was sie spielen würde. Die Frage nach dem Warum bringt uns dennoch nicht weiter, weil es darauf keine Antwort gibt. Die Lücke, die ein verstorbener Mensch, egal ob Kind oder Erwachsener, hinterlässt, kann nie gefüllt werden.
Was hat Ihrer Familie geholfen, um über den Schicksalsschlag hinwegzukommen?
Unser Erstgeborener Niculin. Denn mit ihm hatten wir damals einen lebenden Beweis, dass wir gesunde Kinder kriegen können. Er hat uns gebraucht, gab uns einen Grund, jeden Morgen aufzustehen und den Sinn im Leben zu sehen. Das war eine wichtige Aufgabe. Und irgendwann war uns klar, dass es weitergehen muss, wir weitere Kinder wollen und Niculin nicht alleine bleiben soll.
Solch ein Schicksalsschlag ist auch ein Härtetest für die Beziehung. Welchen Ratschlag können Sie für solch eine Extremsituation geben?
Man muss füreinander sehr viel Verständnis aufbringen und bereit sein, Freiheiten zu geben. Es ist eine hochsensible Angelegenheit. Die Trauer verläuft in wiederkehrenden Wellen. Wenn man es aus dem Loch heraus geschafft hat, kann es sein, dass der Partner gerade wieder einen Taucher durchlebt. Da kann im Gespräch eine banale Frage eine heftige Reaktion hervorrufen.
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