Auch Detailhändler buhlen um die Gunst der Secondos
Brotaufstrich mit Migrationshintergrund

Sie sind weit oben auf der Liste der Detailhändler: Fladenbrot, Baklava und Cevapcici. Die internationalen Balkan-Trends werden durch Secondos gesetzt und sind aus den Regalen von Coop, Denner, Aldi und Co. nicht mehr wegzudenken.
Publiziert: 13.07.2015 um 21:45 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:51 Uhr
Von Ulrich Rotzinger

Politiker buhlen derzeit um 800'000 Stimmen von Schweizern mit Migrationshintergrund. Die Detailhändler haben Kroaten, Serben, Mazedonier, Bosnier, Montenegriner oder Kosovo-Albaner schon lange für sich entdeckt. «Schätze des Balkans» heisst die Aktionswoche, die der Discounter Aldi regelmässig durchführt. Besonders gefragt seien Fladenbrot, Baklava, Cevapcici und türkisches oder serbisches Premium-Bier, heisst es.

«Wir setzen ebenfalls auf internationale Trends, die auch durch die Secondos gesetzt werden», sagt Spar-Sprecherin Silvia Manser. Darum habe man die wichtigsten Produkte wie Fleischaufstriche und Gewürze ins Regal genommen.

Während Lidl kein Balkansortiment führt, gibt es bei Denner mehr als ein Dutzend Balkan-Exoten. Und eine Liste mit potenziellen Produkt-Kandidaten. «Oft kommen die Anregungen dazu von unseren eigenen Mitarbeitenden. Viele haben selbst einen Migrationshintergrund», sagt Sprecher Thomas Kaderli. Als Beispiel nennt er Fanta Shokata. Das Balkan-Süssgetränk mit Holundergeschmack sei nicht mehr aus dem Regal wegzudenken.

Die ersten Balkan-Markenprodukte brachte Coop in Schweizer Supermärkte. Waren es im Jahr 2009 noch zehn Artikel, sind heute 80 Balkanprodukte im Regal des Grossverteilers.

Auch die Migros entdeckte die Secondos mit süd- und osteuropäischen Wurzeln bereits früh. Ihre Genossenschaften orientieren sich bei der Auswahl jeweils an der Bevölkerungsstruktur, heisst es auf Anfrage. Als Beispiel gilt die Migros Aare mit 14 Balkanmarken. Am meisten Umsatz generiert sie mit Argeta-Geflügelaufstrich aus Slowenien und Podravka-Rindergulasch aus Kroatien.

Hauptumsatztreiber sind gemäss Angaben der Detailhändler die Zuwanderer – aber auch Schweizer, die gerne einmal etwas Neues ausprobieren und dann liebgewinnen.

Mit ihrem exotischen Lebensmittelangebot drängen die grossen Detailhändler vermehrt in eine Nische, welche bislang den Türken- und Balkanlädeli vorbehalten war. Eine Absicht, diesen Lädeli die Kundschaft abspenstig zu machen, bestehe aber nicht, heisst es bei den grossen Detailhändlern unisono. 

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